Karl die Große: Was wenn keiner lacht

Karl die Große von Marco Sensche

Facettenreicher Songwriter-Indie-Kammer-Art-Pop der Leipziger Band Karl die Große

Die Leipziger Indie-Pop-Band Karl die Große ist zurück. Vier Jahre nach dem Debütalbum „Dass ihr Superhelden immer übertreiben müsst“ erscheint der Nachfolger „Was wenn keiner lacht“, mit noch ausgefeilteren, noch extremeren, noch besseren und noch schöneren Songs und Arrangements als auf dem bereits sehr guten Debüt. Man wird den Eindruck nicht los, das Sextett um Sängerin und Songwriterin Wencke Wollny habe wirklich alles in dieses sogenannte „schwierige“ zweite Album hineingelegt und die Ausrichtung noch vielschichtiger angelegt. Karl die Große interpretieren den Indie-Pop als eine Melange aus Songwriter-Folk-Pop und Kammer-Pop mit eingebundenen Jazz- und Hip-Hop-Elementen. Und was sind das für Songs auf „Was wenn keiner lacht“!

Geschmeidige, elegante und verführerische Melodien

Karl die Große Was wenn keiner lacht Albumcover

Man wiederholt sich als Musikjournalist immer mal wieder gerne mit der Phrase „In einer besseren Welt…“, und so tue ich das hier auch. In einer besseren Welt wäre die Vorabsingle „Heute Nacht“ – von Sounds & Books in einer Version für die Acoustics Tunes als Song des Tages vorgestellt – seit Wochen längst an der Spitze sämtlicher Charts. Die geschmeidige und verführerische Melodie evoziert eine entspannte Melancholie und erinnert an die Kollegen von Die Höchste Eisenbahn und Steely Dan, uns löst also höchste Songwriter-Qualität ein. Wie schön, dass uns Wencke Wollny dieses elegante und sehr bewegende Lied doch noch gesungen hat. Nicht minder stilvoll fällt das majestätisch-feierliche, mit Gastsänger Francesco Wilking veredelte „Du bist noch nicht da“ aus. Noch etwas mehr Pop-Affinität besitzt indes das charmante und an Wir sind Helden mahnende „Gefällt“.

Karl die Große im Spannungsbogen zwischen NDW, Rap und Folk

Wollny und ihre Band pflügen durch ein von Feist und Sophie Hunger bestelltes Musikfeld, verweisen im NDW-nahen „Zweifel“ aber auch an Ideal und Annette Humpe. Rap („On My Side“) gehört genauso selbstverständlich zu ihrem Repertoire wie der Art-Pop („Generation A“, „31. März“) und feinsinnige Folk-Kunst („Lied ohne Überschrift“). Samt des Bonustracks „Goodbye Vorbild“ befinden sich auf „Was wenn keiner lacht“ fünfzehn höchst unterschiedliche, aber immer attraktive und entdeckungswürdige Songs, geprägt von Wollnys zwischen gesellschaftlicher Relevanz und persönlichen Betrachtungen changierenden Texten. Für das neue Album hat sich Wencke Wollny versprochen, mutig sein zu wollen. Dieser Mut hat sich voll und ganz ausgezahlt. Klasse Album!

„Was wenn keiner lacht“ von Karl die Große erscheint am 19.02.2021 bei Karl die Große / Golden Ticket. (Beitragsbild von Marco Sensche)     

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