„Oh, Geschenke. Ich liebe Geschenke.“ Julia Meladin liebt Geschenke und beschenkt ihre Hamburger Fans mit ihrem Auftritt im Kent Club.
Text von Gérard Otremba, Fotos von Niko Schmuck
Es sind aber nicht nur Hamburger am 21.02.2025 im Kent Club anwesend. Mindestens ein junger, weiblicher Teenager-Fan nahm eine dreistündige Bahnfahrt auf sich, um Julia Meladin im Club am Seiteneingang der Neuen Flora live zu erleben. Sie und die anderen gut 500 Menschen (zumeist sehr junge weibliche Jugendliche, manche noch jünger und einige Erziehungsberechtigte) bekommen eine mehr als gelungene, 85-minütige Show der auch erst 21-jährigen, in Berlin lebenden Julia Meladin geboten. Die sich momentan auf der Tour zu und mit ihrem am 31.01.2025 veröffentlichten und von Sounds & Books rezensierten Debütalbum „Perlen um den Hals“ befindet.
Julia Meladin und die Wahl
Begleitet von ihrer dreiköpfigen Band aus Keyboard, Gitarre und Schlagzeug geht es gleich mit „Gänsehaut“, eigentlich ein Duett mit dem Kollegen Yu („Nazis erschießen“), in die Vollen. Sofort sind alle auf Betriebstemperatur und singen lauthals den Text mit. Julia Meladin performt hervorragend. Manchmal kokettiert sie ein wenig mit dem Star-Sein auf der Bühne, hängt sich aber mächtig ins Zeug, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. Und nutzt die Ansage vor „Guten Morgen schöne Welt“ zu einem berechtigten Trump-Rundumschlag und um alle Wahlberechtigten an die Wahl und das Kreuz gegen rechts am Sonntag zu erinnern. Nicht überraschend, zählt doch „Guten Morgen schöne Welt“ zu den nachdenklichsten und gesellschaftskritischsten Liedern der 2003 geborenen Songwriterin. Die in ihren Texten immer wieder klare Kante zeigt und gegen Belästigung und die Opfer-Täter-Umkehrung singt („Deine Schuld“).
Beginn einer grandiosen Karriere
Trotz ihrer Social-Media-Karriere geht Meladin offensichtlich reichlich reflektiert mit den modernen Medien um, wie das mit einem weiblichen Fan gesungene „Leben meiner Träume“ beweist. Sie zeigt sich Fan-nah, nimmt Geschenke entgegen und singt mit allen ein Ständchen für ein Geburtstagskind im Publikum. Auf dem Programm stehen alle Songs des Debüts, darunter Power-Popsongs wie „Flashbacks“ und „Kein Mozart“ und Balladeskes wie „Melancholie“ – von Meladin als ihr wohl persönlichster Song angekündigt – und „Perlen um den Hals“, ihr wohl reifster und schönster Song. Bei „Bad Times & Sad Vibes“ steigt Basti Stein mit ein, der schon das Vorprogramm als Solist bestritten hat.
Liebe und Beziehungsthemen sind andere Meladin-Sujets, die sie auf eine sehr gewitzte Art in ihren Texten verarbeitet. Am Ende mit „Mrs. Grinch“ und „Beispiel daran“ herrscht noch mal richtig Partystimmung, bevor es nach Erinnerungsfotos und mit viel Applaus durch die Menge zurück in den Backstage-Bereich geht. Schätzungsweise steht Julia Meladin erst am Beginn einer grandiosen Karriere.
