Judith Holofernes: Ich bin das Chaos – Album Review

Indie-Power-Pop und Balladeskes von Judith Holofernes

Mit ihrer Band Wir sind Helden erreichte Judith Holofernes bereits 2003 mit dem Debüt „Die Reklamation“ Kultstatuts. Ihr deutschsprachiger Indie-Pop bot kluge Texte, war mainstreamtauglich und mit Songs wie „Guten Tag“, „Denkmal“, „Heldenzeit“, „Aurélie“ und „Müssen nur wollen“ an Catchyness kaum zu überbieten. Es folgten zwei weitere Alben, aus denen „Echolot“, „Nur ein Wort“, Soundso“ und „The geek (Shall inherit)“ herausragten, die den Helden-Status zementierten, bevor 2010 der vierte und vorerst letzte Wir sind Helden-Longplayer Bring mich nach Hause erschien und die Band zwei Jahre später eine Pause auf unbestimmte Zeit verkündete.

Judith Holofernes nutzte die Auszeit und reüssierte 2014 mit dem Solodebüt Ein leichtes Schwert. Zwölf zumeist unbeschwerte und legere Songs, die nun im zweiten Holofernes-Werk Ich bin das Chaos ihre Fortsetzung finden. Wobei die Unbekümmertheit wesentlich häufiger zu Gunsten einer nachdenklichen Tiefe weicht. So chaotisch wie es der Plattentitel impliziert, ist das neue Album aber dann doch nicht. Fast alle der von Ehemann und Helden-Drummer Pola Roy produzierten Songs schrieb Judith Holofernes mit dem faröischen Musiker Teitur, der auch für die Streicher- und Bläser-Arrangements zuständig war. Fröhlichen und dringlichen Indie-Power-Pop serviert uns Holofernes mit den fast schon überbordend gereimten „Charlotte Atlas“ und „Analogpunk“ und der Titeltrack „Ich bin das Chaos“ ist der ohrwurmträchtige und griffige Monsterhit.

„Das Ende“ treibt rocknrollig vorwärts und „Oder an die Freude“ entzückt durch Witz, Charme, Chorgesang und das signifikante Trompetenspiel von Martin Wenk. Bläser, Streicher und Piano dominieren den ergreifenden Opener „Der letzte Optimist“, der Judith Holofernes‘ Klasse als Songwriterin gleich zu Beginn des Albums unter Beweis stellt. Ähnlich traurig und melancholisch, aber berührend und wunderschön „Die Leiden der jungen Lisa“, „Der Krieg ist vorbei“ und „Oh Henry“. Zum Schluss noch das lustige „Unverschämtes Glück“ sowie das traumverlorene, positiv nostalgisch wirkende „So weit gekommen“, nochmal von Streichern und Martin Wenks Trompete veredelt. Ich bin das Chaos ist ein schönes und ausgewogenes Judith Holfernes-Album geworden.

„Ich bin das Chaos“ von Judith Holofernes ist am 17.03.2017 bei Därängdängdäng Records / Embassy Of Music / Warner erschienen.

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