JP Cooper live in Hamburg 2017 – Konzertreview

 

Schwiegermütterschwarm oder Groupie-Magnet?

Als Rhys Lewis, Support-Act des Abends, gerade seine Gitarre stimmte, begrüßte er die Fans der ersten Reihe persönlich. Seit sieben (!) Stunden warteten die Mädchen vor dem Club, um definitiv  in der ersten Reihe zu landen. Auch wenn vielen der Namen JP Cooper noch nicht geläufig ist, genießt er für einige seiner Fans bereits Superstar-Status á la Shawn Mendes oder Justin Bieber. Das zeigte auch die Sound-Kulisse an vielen Stellen des Konzertes.

Phasenweise wurde jedes Wort des Sängers aus Manchester von hohen, begeisterten Schreien begleitet. Als die Band dann den „September Song“ anspielte, JPs erste große Hitsingle und zwischenzeitige Nummer 7 der UK-Charts, war der Lärmpegel auf dem Maximum angelangt. Abwechselnd wurde bei dem Song gesungen, gekreischt und das Uebel & Gefährlich versank in ein Handymeer. So ganz haben sich JP und seine Band noch nicht an diesen Mädchenansturm gewöhnt – gerade seinen Bassisten sah man immer wieder bei steigendem Kreischpegel lachend den Kopf schütteln.

JP Cooper steht aber noch am Scheideweg zwischen souligem Schwiegermütterschwarm und Groupie-Magnet. Von Reihe zu Reihe stieg auch der Altersdurchschnitt und das Publikum wirkte so durchmischt, als würden Shawn Mendes und der Rag’n’Bone Man auf Kollabo-Tour gehen. Und JP kann absolut beide Sparten bedienen. Gleich nachdem er mit „September Song“ die Herzen der jungen Damen höher schlagen ließ, folgte ein Cover von John Lennons „Jealous Guy“, dem wieder alle andächtig lauschten. Kurz darauf wurde der Club dann von einer Band-Version des Dance-Hits „Perfect Stranger“ wieder richtig angeheizt.

Mit diesen Stilsprüngen (und dem sich langsam einpendelndem Sound) taute JP Cooper in der zweiten Konzerthälfte immer mehr auf und erzählte nun auch allerlei persönliche Geschichten. So auch, dass er als Acoustic-Künstler vor der Zusammenarbeit mit Electro-Kollegen wie Jonas Blue sehr skeptisch war. Gut, dass er die Skepsis ablegen konnte! Wer weiß, ob er ohne die poppigen Dance-Hits heute hier wäre und wer weiß, ob so viele sonst auf seine gefühlvollen Balladen gestoßen wären.

Kurz vor Ende des 70-minütigen Konzertabends kam dann eine dieser Perlen zum Vorschein. Mit wunderschön gefühlvollem Stimmeinsatz interpretierte JP Cooper sein „In The Silence“ gemeinsam mit seinem Pianisten. So sehr ich es ihm gönne, auf der Tour nicht alleine zu reisen, so sehr wünschte ich mir an der Stelle mehr dieser reduzierten Stücke. Erst hier kam seine sensible und doch kräftige Stimme so wirklich zum Vorschein. Man kann nun gespannt schauen, wo es für JP Cooper hingeht – kleine Akustik-Touren würden ihm sicherlich besser stehen, aber die Tür zu den Arena-Touren vor kreischenden Massen steht genauso weit offen.

(Beitragsbild: Pressefoto FKP Scorpio)

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