Joseph O’Connor: Die wilde Ballade vom lauten Leben

Ein Muss-Roman für alle Rock’n’Roll-Liebhaber

von Gérard Otremba

 „Rock’n’Roll can never die“, hat einst der große Songwriter Neil Young gedichtet und dieser Spruch könnte auch als Motto für den neuen Roman von Joseph O’Connor durchgehen. Die Liebe zur Rock- und Popmusik ist in Die wilde Ballade vom lauten Leben allgegenwärtig. Joseph O’Connor ist der ältere Bruder der irischen Sängerin Sinéad O’Connor und schlüpft für seinen neunten Roman in die Rolle des Gitarristen Robbie Goulding. Aus seiner Perspektive heraus schreibt O’Connor die Biographie der fiktiven Rock-Band The Ships, die es Mitte der 80er Jahre zu Weltruhm brachte. Robbie lernt den charismatischen, aber schwierigen Charakterkopf Fran 1981 als 17-Jähriger im kleinen englischen Städtchen Luton kennen, wo er als Sprössling einer irischen Familie aufwächst.

Zusammen beginnen Sie Musik zu machen und dieses Hobby wird bald viel wichtiger als etwaige Uni-Vorlesungen, finden sie doch mit dem Geschwisterpaar Seán und Sarah „Trez“ Sherlock ein kongeniales Rhythmusteam. Nach der entbehrungsreichen Bandfrühphase schaffen The Ships 1986 aufgrund einer Review in der New York Times und des sich daraus ergebenden Hypes tatsächlich den Durchbruch. Das erste Album wird zum Verkaufserfolg und plötzlich teilen sich The Ships die Bühnen mit den ganz großen Namen des Rock-Pop. Doch bevor The Ships in die Ruhmeshallen des Rock’n’Roll aufgenommen werden können, sticht Fran die anderen Bandmitglieder mit Hilfe seiner juristischen Gefolgschaft aus, verlässt die Band und wird zu einem erfolgreichen Hitkomponisten, während Robbie dem Alkohol anheimfällt. Im Jahre 2012 lässt sich Robbie auf ein Reunion-Konzert ein, ohne der Tragweite seines Tuns zu überschauen, denn alte Narben brechen wieder auf.

Trotz einiger sentimentaler Passagen (das gehört sich aber so, wenn circa 50-jährige Musiker über ihre Vergangenheit schwadronieren), erzählt Joseph O’Connor in Die wilde Ballade vom lauten Leben stilsicher, witzig und genussvoll über die Karriere der Ships. Fast alle relevanten Musikgrößen aus dem Rock-Pop-Business finden Einlass in Robbies biographische Abhandlung und neben des Musik-Erzählstranges gefallen die Beschreibungen der persönlichen Aspekte aus Robbies Leben, wie Familie, Frauen, Freundschaften und Liebe. Ähnlich wie sein deutscher Schriftsteller- und Verlagskollege Alexander Osang mit Comeback, versteht es Joseph O’Connor mit Die wilde Ballade vom lauten Leben, musikbegeisterte Leser zu fesseln.

Joseph O‘Connor: „Die wilde Ballade vom lauten Leben“, S. Fischer Verlag, übersetzt von Malte Krutzsch, Hardcover, 978-3-10-002296-7, 22,99 €.

Kommentar schreiben