Joseph Kamaru: Heavy Combination 1966-2007

Joseph Kamaru Heavy Combination Albumcover

Wunderbare Kompilation der kenianischen Legende Joseph Kamaru mit Stücken aus allen Karrierephasen

von Sebastian Meißner

In seiner Heimat Kenia ist Joseph Kamaru eine Legende. Seit 1966 nahm er rund 2000 Lieder auf, von denen er rund eine halbe Millionen Exemplare verkaufte und legte so den Grundstein für die blühende Benga-Welle, die folgen sollte. In seinen Texten, die er meist in seiner Muttersprache Kikuyu sang, behandelte er Themen wie Lebensweisheiten, Politik und viele soziale Fragen des kenianischen Lebens und der kenianischen Kultur.

Vom Land in die Großstadt

Joseph Kamaru Heavy Combination Albumcover

Joseph Kamaru, den man auch „Kenias Jim Reeves” nannte, zog es in den späten 1950er Jahren als Teenager aus dem ländlichen Kenia nach Nairobi. Er schlug sich zunächst als Straßenhändler, Haushaltshilfe und Obstverkäufer durch, arbeitete parallel aber stetig an seiner Musikkarriere und nahm – zu Beginn auf der Gitarre, später auch mit Akkordeon, Keyboard und den traditionellen Instrumenten Karing’aring’a und Wandindi seine selbstkomponierte Musik auf. 1965, zwei Jahre nach der Befreiung von der britischen Kolonialherrschaft, war Nairobi zum musikalischen Zentrum der Region geworden und beherbergte zahllose unabhängige Musiklabels, Aufnahmestudios und sogar das erste legale Vinylpresswerk der Region. Die Konkurrenz war hart, aber Kamarus einzigartiger Sound, der traditionelle Kikuyu-Melodien mit den unverwechselbaren Bassgitarren-Riffs und dem hohen Gesang der Benga vereinte, wurde bei den Feiernden der Stadt schnell beliebt.

Alle Facetten seines Werks

„Heavy Combination“, zusammengestellt von Disciples, einem Kurator für Underground-Sounds mit Sitz in London, zeichnet den spannenden Weg des Visionärs nun in 17 Songs nach. Die Reise beginnt mit „Kenya Kürüngara“, das auf Basis eines Akustikgitarrenteppichs schon die typische Clubtauglichkeit mit Funk-Gitarren und eingängigen Hooks vorweist. Die Compilation beleuchtet alle Facetten seines Werks. Traditionell afrikanische Stücke wie etwa „Gari La Trela“ oder „Njohi Ndiri Mwarimu“ sind ebenso vertreten wie an westlicher Clubmusik orientierte Songs wie „Mühiki Wa Mikosi“ oder „Riria Mügütwenja“.

Joseph Kamaru blieb relevant bis zum Schluss

Die enorme Vitalität dieser Musik ist bis heute mitreißend. Kamaru produzierte auch in den chaotischen und politisch unruhigen und gefährlichen Zeiten seines Landes durchgängig Songs, die Gerechtigkeit und Fairness forderten, sei es in der Politik oder in persönlichen Beziehungen, bis er in den 1990er Jahren zum Christentum konvertierte und politische Lieder gegen Gospel austauschte. Dennoch ließ sein Einfluss bis zu seinem Tod 2018 nie nach.

„Heavy Combination“ ist somit nicht einfach ein Best of einer kenianischen Legende, sondern auch ein Zeitdokument, das sich streckenweise wie ein Tagebuch hören lässt. Absolute Empfehlung!

„Heavy Combination“ von Joseph Kamaru erscheint am 31.10.2025 bei Disciples. (Beitragsbild: Albumcover)

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