José Afonso: Como Se Fora Seu Filho

José Afonso Como Se Dora Seu Filho Albumcover

Auf seinem erstmals 1983 erschienenen und nun wiederveröffentlichtem – Album zeigt José Afonso, genannt „Zeca“, noch einmal seine ganze Klasse.

von Sebastian Meißner

José Manuel Cerqueira Afonso dos Santos, kurz José Afonso oder einfach nur Zeca, ist vor allem für sein Lied „Grandola, Vila Morena“ aus dem Jahr 1974 bekannt, das als Startsignal für die friedliche Nelkenrevolution gegen das diktatorische Estado-Novo-Regime in Portugal gilt. Seither war Zeca als wegweisender Aktivist und führende Stimme für Menschenrechte und gegen politische Unterdrückung bekannt. Seine Waffe waren die Musik und die Poesie. Zwischen 1960 und 1985 veröffentlichte er fast 30 Alben, auf denen er den traditionellen Fado mit amerikanischen Folk-Elementen paarte und so einige zeitlos ergreifende und poetische Songs schuf. 

Hoch geschätztes Spätwerk

José Afonso Como Se Dora Seu Filho Albumcover

In den letzten Jahren wurde eine ganze Reihe dieser Alben wiederveröffentlicht. Darunter natürlich die Meilensteine „Traz Outro Amigo Tamben“, „Cantigas Do Maio“ und „Cantares de Andarilho“ aus den Jahren 1968 bis 1970. Nun folgt mit „Como Se Fora Seu Filho“ ein Album aus seinem Spätwerk. Genauer gesagt ist es sein vorletztes offizielles Album, das erstmals im Dezember 1983 und somit knapp drei Jahre vor seinem Tod erschien. Unter Kritikern und Fans genießt dieses Album einen enorm hohen Stellenwert.

Zurecht: In insgesamt neun Songs vertont José Afonso seine gewohnt kämpferischen und utopie-romantischen Texte und spannt dabei den Bogen von üppig arrangierten Songs mit Saxophon, Geigen und allerlei Percussion wie zum Beispiel „Papuca“ oder „O Pais Vai de Carrinho“ bis zu ganz leisen, fast kammermusikalischen Stücken wie etwa „Utopia“ oder „Eu Dizia“, die nur mit Piano und Kontrabassbegleitung bzw. nur mit zwei Geigen auskommen. Untypisch: In „Cancao da Paciencia“ ist das Polymoog zu hören, ein hybrider polyphoner Analogsynthesizer, was Zecas Fähigkeit zeigt, bei allem Traditionsbewusstsein immer auch den jeweiligen Zeitgeist mit einzubinden. 

José Afonso auf der Höhe der Zeit

Aber nicht nur die Arrangements sind vielseitig. Auch die Kompositionen zeigen Zecas umfassende Finesse. Wie José Afonso zum Beispiel in „O Pais Vai de Carrinho“ mit überraschenden Akkordabfolgen immer wieder die Atmosphäre wechselt, ist ebenso mitreißend wie die durch permanente Wiederholung des Leitmotivs erzeugte Intensität in „Altos Altentes“ oder die rhythmische Vitalität in „O Canarinho“. Überall flimmert und leuchtet es. Und Zecas gefühlvoller Gesang ist hier genauso dringlich und überzeugend wie auf den ersten Veröffentlichungen seiner Karriere. Das Album hat viele Höhepunkte, ist gleichzeitig in sich enorm kompakt, wirkt wie aus einem Guss und ist von einem enormen Taten- und Mitteilungsdrang gezeichnet. In der üppigen und höhepunktseichen Discograhie des Portugiesen nimmt „Como Se Fora Seu Filho“ einen der vorderen Plätze ein. Wie toll, dass diese Alben nun wieder erhältlich sind.

„Como Se Fora Seu Filho“ von José Afonso erscheint am 27.06.2025 bei Mais 5. (Beitragsbild: Albumcover)

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