Joonas Haavisto Trio: Oku – Album Review

Das finnische Jazz-Trio auf dem Weg ins Rampenlicht

Der Begriff „Oku“ stammt aus dem Japanischen und bedeutet so viel wie „innerer Ort“. Joonas Haavisto bezeichnet damit die Musik seines Trios. Seit nunmehr zehn Jahren spielt der Pianist mit Annti Lötjönen am Bass und Joonas Riipa an den Drums zusammen. In dieser Zeit sind die Finnen zu einem der besten Piano-Trios Europas gereift. „Oku“ bestätigt das. Die sieben Eigenkompositionen sowie das Cover des Vistor Young-Klassikers „When I Fall In Love“ zeugen von einer spielerischen Klasse, die so in unseren Breitengraden nur selten zu finden ist. Die meisten Stücke sind klassisch gehalten, mit den Entwicklungen im Neo Soul-Jazz der amerikanischen Kollegen haben Haavisto & Co. nichts am Hut.

Vielmehr orientieren Haavisto und Mitstreiter ihren Sound am Lebensgefühl ihrer nordeuropäischen Heimat. Besonders deutlich wird dies in „Winter Sleep“, dem längsten Stück dieser Platte. Es beginnt allein mit Kontrabass und steigert sich in gemächlichen Schritten zu einem treibenden Rhythmusmonster, bevor es sich am Ende wieder scheu in seinen Bau zurückzieht. Ein anderes Beispiel ist „Frozen“ – eine stille, fast andächtige Meditation über lediglich drei Akkorde, die gerade aufgrund ihrer Schlichtheit tief wirkt. Seine Vielseitigkeit beweist das Trio mit „Xibalba“, in dem die Musiker virtuos über einen unterkühlten Funk-Groove improvisieren. „Chilling At Shinjuku“ schließlich fällt stilistisch etwas aus der Reihe. Es ist ein Tribut an Japan, wo das Trio erst kürzlich eine erfolgreiche Tour spielte.

Zum guten Gesamteindruck trägt auch die glasklare Produktion von Mikko Raita bei, der den Hörer genau in die Mitte der drei Instrumente platziert, von wo aus er das Surren des Snarebodens ebenso hören kann wie den Tastenanschlag am Piano oder das Fingergleiten über die Bass-Saiten. So entsteht eine intime Nähe, die den Hörer fast zum Teil der Band macht. „Oku“ sei ein ewiger Antrieb, vorwärts zu gehen, ein Mutmacher, immer tiefer in sich zu gehen und nach neuen Erkenntnissen zu suchen, schreibt Haavisto in den Liner Notes zu diesem Release. Mit ihrem dritten Album haben die Finnen genau das getan. Sie haben einen weiteren großen Schritt auf ihrem Weg getan. Der wird sie nicht nur näher an ihre Mitte bringen, sondern vermutlich auch weiter ins Rampenlicht.

„Oku“ von Joonas Haavisto Trio ist am 11.11.2016 bei Fredriksson Music erschienen.

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