Jonathan Evison: Umweg nach Hause – Roman

Ein witziger, ergreifender und hoffnungsvoller neuer Roman von Jonathan Evison

von Gérard Otremba

Für seinen Debütroman All about Lulu (in deutscher Übersetzung unter Alles über Lulu vorliegend) erhielt der amerikanische Autor Jonathan Evison den Washington State Book Award. Sein bisher noch nicht in deutscher Übersetzung veröffentlichtes Zweitwerk West of Here ist mit dem Pacific Northwest Booksellers Association Award ausgezeichnet worden, den er für seinen neuen Roman Umweg nach Hause (Original: The Revised Fundamentals of Caregiving) ebenfalls erhielt. Der 1968 im kalifornischen San Jose geborene Evison erzählt in Umweg nach Hause die im Prinzip sehr traurige Geschichte von Benjamin Benjamin (allein schon die Doppelung von Vor- und Nachname weist in eine unglückliche Richtung). Den 40-jährigen Benjamin hat es hart erwischt. Jahrelang fristete er als arbeitsloser, den Haushalt übernehmender Ehemann, ein für sich selbst so nicht geplantes Leben, als bei einem Unglück seine beiden kleinen Kinder sterben. Von diesem Schicksalsschlag erholt sich Ben nie mehr wirklich, die Ehe geht in die Brüche, im Arbeitsleben bekommt er kein Bein mehr auf den Boden, sein Kontostand ist der Erwähnung nicht wert.

Diese Details aus seinem Leben teilt er dem Leser als Ich-Erzähler in Rückblenden mit. Denn Ben hat in der Zwischenzeit einen schlecht bezahlten Job als Krankenhelfer und betreut den 19-jährigen, an Muskeldystrophie erkrankten, Trev. Zusammen mit ihm begibt sich Ben auf die Reise nach Salt Lake City zu Trevs Vater, der seine Familie vor Jahren verließ. Auf dem Weg dorthin nehmen die beiden noch die 18-jährige Ausreißerin Dot sowie die hochschwangere Peaches und deren Freund, den Möchtegernerfinder und gegen seine Bewährungsauflagen verstoßenden Elton im Auto mit. Natürlich verläuft die Fahrt nicht ganz nach Plan und die Romanhelden landen auf einem unfreiwilligen Abenteuer-Trip, der für Benjamin zu einem Turning-Point seines Lebens wird. Jonathan Evison erfindet in Umweg nach Hause herrlich skurrile Protagonisten, die er mit viel Witz und Liebe skizziert. Seine Hauptfigur Benjamin Benjamin balanciert vortrefflich auf dem schmalen Grat zwischen Larmoyanz und Selbstironie. Melancholische Passagen wechseln sich mit humoristischen Abschnitten ab, geschrieben in einer rasanten Sprache, die den Leser jederzeit gefangen hält. Ein durch und durch liebenswerter Roman.

Jonathan Evison: „Umweg nach Hause“, Verlag Kiepenheuer & Witsch, übersetzt von Isabel Bogdan, Hardcover, 978-3-462-04659-5, 19,99 €.

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