Jonas Alaska: Roof Came Down

Jonas Alaska credit Joe Wills

Ein beeindruckendes, mit den ganz großen Gefühlen bestücktes Album des norwegischen Songwriters Jonas Alaska

In seinem Heimatland Norwegen hat Jonas Alaska den Durchbruch längst geschafft. Trotz vermehrter und durchweg positiver Kritiken – wie der Sounds & Books-Review zu „Younger“ im Jahre 2016 – blieb dieser in Deutschland noch aus. Mit „Roof Came Down“ startet Alaska den nächsten Versuch. Auch das 5. Studioalbum seit dem selbstbetitelten Debüt von 2011 zeigt die enorme Qualität des 32-jährigen Songwriters, der im Liverpool Institute For Performing Arts studiert hat. Dass Vergleiche mit den Beatles, respektive Paul McCartney fallen, liegt nicht allein am Studium in der Heimatstadt der Fab Four.

Alaskas Orientierung am Songwriting der Seventies

Jonas Alaska Roof Came Down Cover Backseat

Besonders die neun neuen Songs von „Roof Came Down“ fordern Paul McCartney als Referenz heraus, sind die Tracks doch bestimmt vom Pianospiel und wesentlich abgespeckter arrangiert als noch auf den beiden Vorgängerwerken „Younger“ und „Fear Is Demon“. Dem beschwingten, mithin einem Sixties-affinen Pop ergibt sich Jonas Alaska lediglich mit dem bei uns als Song des Tages vorgestellten „Joey Poiriez“, einer Ode an den gleichnamigen, sehr früh verstorbenen Skater. Beim Songwriting orientiert sich Alaska wie so oft am zeitlosen Sound des Sixties und Seventies. Musikalisch also wieder etwas zurückhaltender und für seine Texte ließ er sich von der Geburt seines Kindes sowie der Lektüre von Shakespeares „Hamlet“ inspirieren. Es sind bewegende Songwriterperlen, die „Roof Came Down“ bevölkern. Herzenswarme Balladen wie der Opener „I Don’t Wanna Die“, wo der innigen Nachdenklichkeit noch sanftes Pathos eingehaucht wird, stehen im Mittelpunkt. Und was sind das für großartige Balladen!

Jonas Alaska zwischen Jeff Tweedy und Simon & Garfunkel

„Finally Free“ changiert zwischen der Gebrochenheit eines Jeff-Tweedy-Wilco-Songs und der feierlichen Erhabenheit von Simon & Garfunkel. Im bedächtigen „Goodbye“ scheint der folkige Neil Young durch, während „Came Back Again“ seine Heimat im verlangsamten Country-Folk findet. Etwas aus dem Rahmen fällt der durchaus selbstironische, lediglich auf eine trockene Gitarre basierende „Paranoid Blues“. Es sind die ganz großen Gefühle, die uns Jonas Alaska zwischen anmutiger Zärtlichkeit und expressiver Sehnsucht vermittelt und die in „I‘ve Seen Heaven“ und dem Titeltrack ihre schönsten Blüten zeigen. Am Ende vom sakralen Closer „Oh My God“ erreicht er gar den opulenten und majestätischen Überschwang eines Rufus Wainwright. Das alles geht wahnsinnig unter die Haut. Große Gefühle, großes Album. 

„Roof Came Down“ von Jonas Alaska erscheint am 25.09.2020 bei Backseat / Soulfood / Believe als Vinyl und digital. (Beitragsbild von Joe Wills)       

Unterstützen Sie Sounds & Books

Auch hinter einem Online-Magazin steckt journalistische Arbeit. Diese bieten wir bei Sounds & Books nach wie vor kostenfrei an.
Um den Zustand zukünftig ebenfalls gewährleisten zu können, bitten wir unsere Leserinnen und Leser um finanzielle Unterstützung.

Wenn Sie unsere Artikel gerne lesen, würden wir uns über einen regelmäßigen Beitrag sehr freuen.

Spenden Sie direkt über PayPal oder via Überweisung.

Herzlichen Dank!

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Kommentar schreiben