Auf „Skrifum“ erkundet Jon Balke mit neuem Audioinstrument weiter die Außengrenzen des Pianos
von Sebastian Meißner
Jon Balke ist ein Forschender. Der Norweger hat in seiner gesamten Karriere immer nahe der Grenzen des Machbaren experimentiert – mal im Bandkontext, oft aber auch ganz auf sich allein gestellt. So zum Beispiel auf seinen Solo-Klavieralben „Warp„ (2016) und „Discourses“ (2020), bei denen er auch die akustische Umgebung integriert, in der die Musik zu hören ist.
Jon Balke hat ein neues Werkzeug
„Skrifum“, sein neues Album, das im November 2023 in den Village Recording Studios in Kopenhagen aufgenommen und in den
Bavaria Musikstudios in München weiter bearbeitet und gemastert wurde, reiht sich einerseits in diese Reihe ein, markiert aber auch einen deutlichen Schritt in Richtung Beispiellosigkeit. „Skrifum“ ist isländisch und bedeutet „schreiben“ – was die Arbeitsweise des Norwegers auf dieser Platte gut beschreibt. Mit dem von ihm mitentwickelten elektronischen Audiowerkzeug Spektrafon kann Balke nun den Ausklang des Klaviers während des Spiels direkt beeinflussen. Er isoliert gezielt Frequenzen und hält diese als Akkorde von Obertönen aufrecht. Dieser aktivierte Nachhall wird zu neuem Material für improvisierte Dialoge, die immer wieder für eindrucksvolle Ergebnisse sorgen. „Das Spektrafon wirft Klänge auf eine Weise zurück, die viel Raum bedarf. Ich nutze diese Gelegenheit, um meist monophon zu spielen und mich auf jede einzelne Note und ihre Position im Klangbild zu konzentrieren“, erklärt Jon Balke selbst.
Skizzenhaft auf der Mikroebene
Das E…