Johnny Marr live in Hamburg 2025

Johnny Marr live Hamburg 2025 Große Freiheit 36 by Gérard Otremba Sounds & Books

Johnny Marr, der wahre Charming Man

Text von Carl Frank, Fotos von Gérard Otremba

Manchester Sound ist wieder in aller Munde – spätestens nach der Reunion von Oasis und einem neuen The-Charlatans-Album, das diesen Freitag erscheinen wird. Nun auch noch Johnny Marr in der Großen Freiheit 36 in Hamburg. Berühmt geworden als Gitarrist von The Smiths, gilt Johnny Marr als einer der einflussreichsten Songwriter der letzten 50 Jahre. Fast 40 Jahre ist es her, dass Marr die Smiths verlassen hat und sich die Band auflöste. Danach folgten Electronic und Zusammenarbeiten mit Bands und Künstlern wie The Pretenders, Talking Heads, Bryan Ferry und etlichen weiteren. Am Dienstag, 28.10.2025, hüpft er um 21 Uhr auf die Bühne – sichtlich gut gelaunt, britisch-chic in Jeansjacke und Mod-Cut. Begleitet von einem Schlagzeuger, einem Bassisten und einem Gitarristen, klassisches Band-Set-up.

Johnny Marr und die Smiths-Songs

Es geht direkt los: Marrs Gitarrenspiel – rhythmisch, melancholisch, trotz viel echo punktiert, funky und tight. Eineinhalb Stunden spielt sich Marr durch seine eigene Diskografie: Solo-Songs, Songs von den Smiths, Electronic. Die Band ist gut, die Stimmung besser – lediglich ein bisschen mehr Spitzen in den Höhen würden helfen, Marrs Gitarre in all ihrer Gänze noch schöner zu bewundern. Besonders intim wird es bei „Please, Please, Please Let Me Get What I Want“, das Marr akustisch und alleine zum besten gibt. Die Produktion ist einfach gehalten und das überzeugt.

Deutlich wird: Bei den Smiths-Songs ist das Publikum, vorab durch den Support The Clockworks gut eingestimmt, am lautesten. Hier bebt und grölt die Große Freiheit, und es lockt auch Johnny Marr aus der Reserve – breites Grinsen, breite Beine und die Gitarre bei den entscheidenden Akkorden hoch in die Luft gestreckt. Einer fehlt nicht: Morrissey. Marrs Stimme schafft es, die ikonische Stimme von Morrissey bestens zu ersetzen.

Marr covert Iggy Pop

Gleiches gilt auch für die Tracks von Electronic, der Band, die Johnny Marr nach den Smiths mit New Orders Bernard Sumner gründete. Der Track „Getting Away With It“, damals gesungen von Pet Shop Boys’ Neil Tennant, geht Marr genauso gut über die Lippen und lässt einen kurz nachfühlen, wie sich Madchester-Nächte im Hacienda Club angefühlt haben müssen. Es fehlt auch nicht die Strahlkraft und Showmankunst eines Morrissey, Marr muss sich nichts beweisen, das beweist sich schon von alleine, die Musik spricht für sich. Das Hamburger Publikum gefällt Marr, er bedankt sich mehrmals, wünscht sich, dass alle demnächst wiederkommen und ihre Freunde mitbringen – es sei denn, sie sehen nicht so gut aus wie die Anwesenden.

Zur Encore covert Marr dann noch Iggy Pops „The Passenger“, um schließlich mit „There Is A Light That Never Goes Out“ den Abend enden zu lassen. Johnny Marr – ein charming man, es fällt einem fast schwer, ihm sein Alter abzukaufen, es wirkt alles noch frisch und eine Sache ist es ganz sicher und das konnten Briten schon immer am besten – er ist Cool.

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