Das 1973er-Album „Mind Games“ von John Lennon erstrahlt in der Re-Issue-Ausgabe in neuer Pracht
von Gérard Otremba
Das im Herbst 1973 veröffentlichte, vierte Post-Beatles-Album John Lennons entstand während einer ungemütlichen und verwirrenden Phase in dessen Leben: Umzug nach New York, Probleme mit der Einwanderungsbehörde, Überwachung durch das FBI, Ehe-Krach mit Yoko Ono, der Misserfolg des radikalen Vorgängeralbums „Some Time In New York City“ – während sich die Ex-Beatles-Kollegen über vordere Charts-Platzierungen freuten. „Mind Games“ zeigt John Lennon in einer Zeit des Umbruchs und der Erneuerung. Das Polit-Engagement fuhr der 1940 geborene Songwriter runter und Yoko Ono sang auf dem gesamten Album keinen einzigen Ton (für viele John-Lennon-Fans eine wahre Wohltat).
Der beatleske John Lennon
Mit großartigen Musikern wie
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David Spinozza (Gitarre), Ken Asher (Piano Orgel), Gordon Edwards (Bass), Jim Keltner und Rick Marotta (Schlagzeug), Sneaky Pete Kleinlow an der Pedal Steel und Michael Brecker (Saxophon) sowie den Damen Christine Wiltshire, Jocelyn Brown, Kathy Mull und Angel Coakley an den Backing Vocals nahm John Lennon einige wundervolle Songs auf, die jene Zeit des Wandels dokumentieren. Und wer sich nicht zwischen „Imagine“ und „Plastic Ono Band“ als bestes Lennon-Solo-Album entscheiden, kann der greift einfach mal zu „Mind Games“, Lennons vielleicht ausgeglichenste Platte.
Mit dem genialen Titeltrack als bekanntesten Song und den nicht minder wunderbaren an Yoko Ono gerichteten Abbitten „Aisumasen (I’m Sorry)“ und „I Know (I Know)“ sowie den für seine Frau geschriebenen Liebesliedern „One Day (At The Time)“, „Out Of The Blue“ und „You Are Here“. Der balladaske Beatles-Entwurf des John Lennon überwiegt, in „Tight A$“ und „Meat City“rockt er aber ordentlich und mit „Bring On The Lucie (Freda Peeple)“ holt er noch einmal zum Polit-Schlag aus.
Stellt das Original in den Schatten
„Mind Games“ erscheint nun wie „Plastic Ono Band“ und „Imagine“ in einer „Ultimate Collection“, bei der die von Sean Lennon produzierte und von Toningenieur Paul Hicks und den Mixern Sam Gannon und Rob Stevens abgemischte Neuauflage die verstaubten Originalaufnahmen deutlich in den Schatten stellt. Auch hier ist wieder für beide Geldbeutel etwas dabei. Die Angebotspallette reicht von der Doppel-CD/LP mit den neuen Mixen und Outtakes bis zur limitierten 6-CD-Deluxe-Box, samt 2 Blu-rays, über 100-seitigem Buch, Poster und weiteren Gimmicks. Prächtige Re-Issue eines starken Albums.
„Mind Games – The Ultimate Collection“ von John Lennon erscheint am 12.07.2024 bei Universal Music. (Beitragsbild: Albumcover)