John Hiatt: The Eclipse Sessions – Albumreview

John Hiatt Credit New West Records

John Hiatt zeigt auch mit 66 Jahren seine ganze Klasse

Es käme dann doch einem mittleren Wunder gleich, fände sich John Hiatt mal in den Top-Ten der Albumcharts in den USA oder in Deutschland wieder. Verdient hätte der 1952 in Indianapolis geborene Songwriter eine wesentlich größere Aufmerksamkeit allemal. Seit vielen Jahren bringt Hiatt Platten auf einem ähnlich gleich hohem Level heraus, und wenn schon keine Top-Ten-Platzierungen für seine Werke herausspringen, dann doch wenigstens die Aufnahme in die Rock’n’Roll Hall Of Fame, denn dort ist dieser herausragende Musiker ebenfalls noch nicht verewigt. Ein Jammer, es wird höchste Zeit, ihm diese Ehre zu gewähren.

Erstes neues John Hiatt-Album seit 2014

John Hiatt The Eclipse Sessions Cover New West RecordsJohn Hiatt war schon über ein Jahrzehnt im Geschäft, bevor sich Ende der 80er-Jahre erste kleinere kommerzielle Erfolge einstellten. Platten wie Bring The Family, Slow Turning, Stolen Moments, Perfectly Good Guitar oder Walk On sind längst Klassiker nicht nur in Hiatts Gesamtwerk, sondern bei allen Liebhabern exquisiten Roots-Rock, Rock’n’Roll, Country- und Blues-Rock. Und ein Händchen für eine gute Popmelodie entwickelt John Hiatt zwischendurch immer wieder auch. Für The Eclipse Sessions, sein 23. Studioalbum insgesamt, sein erstes nach Terms Of My Surrender von 2014, begab sich John Hiatt gemeinsam mit Bassist Patrick O’Hearn sowie Schlagzeuger Kenneth Blevins in das Heimstudio seines Freundes und Musikerkollegen Kevin McKendree in der Nähe von Nashville. McKendree steuerte gelegentlich eine Orgel zum Sound bei, während sein 15-jähriger Sohn Yates als zusätzlicher Gitarrist bei den viertätigen Aufnahmen im Sommer 2017 (samt Sonnenfinsternis) fungierte.

John Hiatt zwischen Nachdenklichkeit und Humor

Eine reduzierte, intim-familiäre Atmosphäre also, die Hiatt zu einem nächsten feinen Höhenflug inspirierte. Das muntere, hier bereits als Song des Tages vorgestellte „Cry To Me“ eröffnet The Eclipse Sessions, bevor das lässige, aber düstere „All The Way To The River“ folgt. Schnell ist man wieder im Hiatt-Flow zwischen Nachdenklichkeit und Humor. Das traurige, auf akustische Gitarre, Backbeat und minimalistische Orgel beschränkte „Aces Up Your Sleeve“ berührt die Seele, „Poor Imitation Of God“ ist ein klassischer Rock’n’Roll-Blues-Rock, in dem Hiatt seinen Sinn für Selbstironie ausspielt und „Nothing In My Heart“ sowie „Hide Your Tears“ bewegen das Gemüt.

Auf dem Weg in die Rock’n’Roll Hall Of Fame

Offenherziger Soul-Pop bei „Outrunning My Soul“, zurückgelehnter Veranda-Blues in „I Like The Odds Of Loving You“ und angriffslustiger Stakkato-Rock’n’Roll („One Stiff Breeze“) komplettieren das Album. Das Highlight schlechthin indes packt Hiatt mit dem sinnierenden und Fazit ziehenden „Robber’s Highway“ ans Ende des Albums. Auch mit 66 Jahren zeigt John Hiatt auf The Eclipse Sessions seine ganze Klasse und die Aufnahme in die Rock’n’Roll Hall Of Fame kann so lange nicht mehr dauern.

„The Eclipse Sessions“ von John Hiatt ist am 12.10.2018 bei New West Records / PIAS / Rough Trade erschienen (Beitragsbild: Pressefoto).  

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