John Fullbright: The Liar

John Fullbright Pressefoto Blue Dirt Records

Lange hat sich John Fullbright Zeit gelassen. Doch „The Liar“ hält alle Versprechungen und ist der erhofft starke Nachfolger von „Songs“.

Acht lange Jahre sind vergangen seit seinem famosen Album „Songs“. Die Platte brachte ihm damals einige Aufmerksamkeit ein. Unter anderem war er nominiert für den Grammy und den Americana Music Association Emerging Artist. Beides gewannen andere. Und auch der Trubel über das Album verstummte erstaunlich schnell. Dabei ist das Material noch immer herausragend. Die Songwriterfähigkeiten von John Fullbright erinnern an jene von Paul Simon, Ron Sexsmith oder Elvis Costello.

Band mit Oklahoma-Szenegrößen

John Fullbright The Liar Cover Blue Dirt Records

Dass fast ein Jahrzehnt vergehen musste, bis er sich mit neuen Titeln ins Rampenlicht wagt, hat mit einer grundlegenden Kurskorrektur zu tun. „Es war ein Prozess, in dem ich gelernt habe, in einer Gemeinschaft von Musikern zu sein und mich weniger auf den einsamen, depressiven Songwriter zu konzentrieren… einfach etwas zu spielen, das einen Beat hat und wirklich Spaß macht“, erklärt Fullbright den neuen Ansatz. Er stellte eine Band zusammen, die sich laut Fullbright aus „den üblichen Verdächtigen“ zusammensetzt: Jesse Aycock, Aaron Boehler, Paul Wilkes, Stephen Lee und Paddy Ryan – alles Szenegrößen aus Oklahoma. 

Die Zusammenarbeit verlief offenbar großartig. Was ihn im Ergebnis der neuen Platte näher an Leute wie Tom Petty oder Gene Clark rückt. In der Tat sind die zwölf neuen Stücke sehr viel teamorientierter und lenken die Aufmerksamkeit auch mal weg vom Storytelling ihres Urhebers hin auf das Spiel der Mitmusiker:innen. Das kann man zum Beispiel gut am Titelsong hören, einem schwitzigen 3/4-Swamp-Rock mit Gitarren und Harp-Solo. „Unlocked Doors“ erinnert an die frühen arbeiten von Bright Eyes. Auch das gospelige „Poster Child“ lebt von der dichten Interaktion der Musiker:innen.

Pure Momente mit John Fullbright

Tolle neue Facetten, die sich Fullbright hier eröffnet hat, um sein Storytelling zu variieren. Zum Glück aber greift er auch auf „The Liar“ auch wieder auf die altbekannte Formel zurück. Denn die eindringlichsten Songs spielt er mal wieder ganz alleine. „Paranoid Heart“ etwa ist klassische Songwriter-Kunst mit akustischer Gitarre. Im tieftraurigen „Stars“ sowie im schnuckeligen „Lucky“ begleitet sich Fullbright dagegen lediglich mit einem Piano. Es sind diese puren Momente, in denen das Talent von Fullbright besonders hell scheint. Denn seine Akkordwechsel nehmen nicht nur immer wieder überraschende Wendungen, sondern sind immer auch in völligem Einklang mit der erzählten Geschichte. Einen derartigen Zugang zur Vertonung von Emotionen hört man selten. Und so ist „The Liar“ die erhofft starke Fortsetzung von „Songs“. Ein Album, das ihm wieder reichlich Aufmerksamkeit bringen wird. Jetzt aber bitte nicht wieder acht Jahre Pause bis zur nächsten Platte.

„The Liar“ von John Fullbright erscheint am 30.09.2022 bei Blue Dirt Records / Thirty Tigers (Beitragsbild: Pressefoto)

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