„Last Time To See Me Before I Die“, oder: Ein Abend mit John Cleese am 21.05.2025 in der Friedrich-Ebert-Halle
von Wanja Wiese
Die erste Hälfte des Auftritts von John Cleese am 21.05.2025 in der Hamburger Friedrich-Ebert-Halle bestand aus sehr vielen Lieblingssketchen vom ältesten lebenden Python, ein Zusammenschnitt von Episoden aus „Life Of Brian“, „Monty Python And The Holy Grail“, „Flying Circus“ und natürlich „Falty Towers“, die John Cleese sichtlich gut gelaunt kommentierte. Die Stimmung war dennoch ein wenig verhalten, vielleicht weil die Darbietung eher an eine Sendung aus dem Abendprogramm erinnerte, in der die gezeigten Bilder von einem oder mehreren Promis erklärt werden, oder wegen der überdimensionierten Teleprompter, die von vielen Sitzen einsehbar waren und so viele Witze vorwegnahmen, bevor man die Pointe aus dem Munde des Altmeisters hören durfte.
John Cleese und seine Mutter
Viel unterhaltender als die Filmsequenzen waren allerdings die Ausführungen des Briten, die sich viel um seine Mutter drehten, die wenig mit dem Monty-Python-Humor anfangen konnte, aber eine große Liebhaberin von „Falty Towers“ war. Sie erzählte ihrem Sohn in regelmäßigen Abständen, wie er sie vermissen werde, wenn sie nicht mehr unter den Lebenden weile. Dieses versuchte er damit zu entkräften, dass er ihr offenbarte, sie nach ihrem Ableben auszustopfen und ihr so weiterhin zuwinken könne, wenn er das Haus verließe. Dieses Vorhaben sei bei ihr auf Gegenliebe gestoßen. Kurzweilig war auch die kleine Zusammenfassung über den Gesundheitszustand und Zukunftspläne des „Minister Of Silly Walks“: „I had both hips done, my right knee and eyes but currently I am thinking about a penis enlargement!“
Keine Foto- und Videoaufnahmen
Nach einer guten Stunde verabschiedete sich der Star des Abends mit der Ankündigung fürs Wasserlassen allein 15 Minuten zu benötigen und dass eine 20-minütige Pause anstünde. „I need to take a piss, that alone will take approximately 15 minutes of your time, so, this is a 20 minutes break!“ Foto- und Videoaufnahmen waren an diesem Abend im Übrigen gänzlich untersagt und erfreulicherweise hielten sich die meisten Gäste auch an diese Vorschrift. So fühlte man sich ca. 20 Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt. Die Gäste wurden allerdings mehrfach über eine Leinwand aufgefordert Fragen und wüste Beschimpfungen per Mail an questions@johncleese.com zu senden, auf die nach der kurzen Unterbrechung eingegangen wurde.
John Cleese und Graham Chapman
Der zweite Teil begann viel gelöster und auch authentischer. Die Teleprompter lieferten keine Zeilen mehr und das folgende Interview mit einem jüngeren Herrn, der auf der Tour so gut wie alle technischen Gerätschaften bedient, so Cleese, war sowohl amüsant wie interessant. Einige Fragen aus dem Publikum waren gut gestellt, wie die nach der größten Schweinerei, die sich Graham Chapman während der gemeinsamen Zeit erlaubt habe. Nun, wer immer schon wissen wollte, was nicht in ein Gin-Glas eines anderen Menschen getunkt werden sollte, wusste anschließend mehr, „He unzipped his pants and dipped his willy in the glass of gin…Who does that?!“.
Vielleicht waren die Teleprompter im ersten Teil eine reine Showeinlage, denn geistig verkalkt wirkte John Cleese bei weitem nicht. Ein bisschen bissiger und politischer hätte es für meinen Geschmack dennoch sein dürfen, aber es war eine enorme Steigerung zur ersten Hälfte.
Der Abschluss
Für den größten Lacher in der ausverkauften Friedrich-Ebert-Halle sorgte die Einspielung des Auftritts der verbliebenen Pythons beim Talkmaster Robert Klein im Jahre 1998, in der die Urne mit den angeblich sterblichen Überresten Chapmans rein zufällig von ihrem Podest gestoßen wurde und sich der gesamte Inhalt auf dem Teppichboden des Studios verteilte. Vielleicht war es hier u.a. der Handstaubsauger und der Besen, mit denen man versuchte der Asche Herr zu werden.
Ein sehr guter Abschluss für einen Abend mit dem älteren John Cleese.
(Beitragsbild-Credit: acomicsoul.com)