Umwerfend: Zusammen mit dem Marcin Wasilewski Trio spielt Joe Lovano hochspirituelle Musik mit hohem Improvisationsanteil
von Sebastian Meißner
Sie haben sich gesucht und gefunden: Seit ihrem gemeinsamen Album „Arctic Riff“ von 2020 haben der US-Amerikaner Joe Lovano und das Marcin Wasilewski Trio aus Polen zahlreiche Konzerte zusammengespielt und sind dabei immer enger zusammengewachsen. Es entstand eine innige Verbindung, die von Vertrauen, tiefem wechselseitigem Respekt und der gemeinsamen Lust auf Entdeckungen geprägt ist. Die Musik dieses Quartetts spiegelt genau das wider. Sie ist spontan, überraschend und in hohem Maße emotional.
Eine neue Dimension
Und sie erreicht auf „Homage“ nochmal eine neue Dimension. Die sechs Stücke für das Album hat Lovano nur rudimentär vorkomponiert, um der Spontaneität und eigenen Ideen des Ensembles Raum zu lassen. „Ich versuche Stücke zu komponieren, die die Tür aufmachen, um Gefühle auszudrücken und sich wirklich gegenseitig zuzuhören“, sagt Joe Lovano. „Genau darin besteht die Kommunikation und daraus entspringt die Magie der Musik.“ Diese Magie ist allgegenwärtig auf „Homage“.
Joe Lovano mal abstrakt, mal konkret
Vor allem im entfernt an „ A Love Supreme“ angelehnten „Golden Horn“ und dem atemberaubenden Titelstück schwingt dem Gespielten eine höhere Kraft mit. Spiritual Jazz mit osteuropäischer Erdung. Die Musiker bleiben durchweg im Gefühl der zugrundeliegenden Idee, lösen sich aber beständig und mit großer Leichtigkeit von konventionellen Strukturen. Michal Maiskiewicz und Slawomir Kurkiewicz verschieben in Nuancen Takt, Betonungen und Akzenten und lassen die Musik so atmen. Darüber entwickeln Lovano und Wasilewski im Gleichschritt und in wechselnden Rollen Melodielinien, die mal abstrakt, mal konkret sind. An vielen Stellen dieser Platte treibt es einem die Tränen in die Augen.
In Summe ist „Homage“ ein hochinspiriertes Album voller spielerischer Finesse und emotionaler Tiefe. Fantastisch!
„Homage“ von Joe Lovano erscheint am 25.04.2025 bei ECM Records. (Beitragsbild von Roberto Cifarelli)