Joe Jackson live in Hamburg 2022

Joe Jackson live Hamburg 2022 Stadtpark by Gérard Otremba Sounds & Books

Bei angenehmen äußeren Bedingungen zeigte Joe Jackson seine Klasse beim Konzert im Hamburger Stadtpark

Vor dem Eingang des Konzerts von Joe Jackson am 21.07.2022 im Hamburger Stadtpark witterte eine Person den großen Umsatz und bot Regencapes für zwei Euro an. In den ein zwei Stunden vor dem um 19 Uhr angesetzten Beginn drohte tatsächlich Ungemach in Form von Gewitter und Regen, doch blieb die Stadtpark-Arena am Ende vor ungemütlichen Wetterkapriolen verschont. Ein kurzer Schauer zum Auftakt der Show danach erneut beste äußere Bedingungen bei circa 20 Grad, also wesentlich angenehmer als in den beiden Tagen zuvor.

Enttäuschend wenig Besucher

Gegen 19.15 Uhr betrat Joe Jackson mit seiner dreiköpfigen Band, bestehend aus Bassist und Langzeitbegleiter seit dem ersten Album von 1979 Graham Maby, Gitarrist Teddy Kumpel und Schlagzeuger Doug Yowell, die Bühne des Stadtpark-Open-Air-Geländes vor einer leider enttäuschenden Besucherzahl. Das diesmal sogar bestuhlte Location war nur zur Hälfte voll, aber  Hamburg hatte da noch Glück, sein Konzert in Köln hat Joe Jackson wegen schleppenden Vorverkaufs absagen müssen. Schade aber trotzdem, dass nur so wenige die große Kunst des 67-jährigen ausgebildeten Musikers, der in den 70ern Komposition an  der Royal Academy of London studierte, auf der „Sing, You Sinners!“-Tour bejubeln wollten. Seine unbestrittene Klasse als Songwriter und Arrangeur hätte wahrlich an diesem Abend ein größeres Publikum verdient.

Joe Jackson spannt den Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart

So muss es ein merkwürdiger Anblick für Jackson gewesen sein, der ironisch bemerkte, er sei es nicht gewohnt, vor so vielen Bäumen aufzutreten. Später sehnte es sich gar nach der Fabrik, wo er zum Beispiel 2010 auftrat. Klar, dort ist alles etwas enger, doch bot die Fläche neben den Sitzplätzen in der Arena ausreichend Raum für ein paar Ausdruckstänzer. Alle Anwesenden werden sicherlich keinen Augenblick des gut 95 Minuten währenden Konzerts bereut haben. Beide Seiten machten das Beste aus der Situation. Joe Jackson und Band spielten ein famoses Konzert und das Hamburger Publikum gab alles, um eine möglichst intime Atmosphäre herzustellen. Mit den ersten sechs Songs schlug Jackson gleich den Bogen von 1979 bis 2019, indem er abwechselnd jeweils drei Stücke seines Debüts „Look Sharp!“ (neben dem Titelsong noch den Konzert-Opener „One More Time“ sowie „Sunday Papers“) und seines letzten Albums „Fool“ („Big Black Cloud“, „Dave“, „Fabulously Absolute“) aufführte.

Die Klassiker und ein ABBA-Cover

Es folgten Solo-Stücke an Keyboard/Piano, darunter das herrliche „Real Man“ (die ganz hohen Töne sind nicht mehr Jackson Fall, aber das soll die Schönheit der Darbietung nicht schmälern) sowie eine brillante „Knowing Me Knowing You“-Version von ABBA. Am Ende standen noch einige Klassiker auf der Setlist. Die akustisch-dezente Mitsing-Version von „Is She Really Going Out With Him?“, das knuffige „It’s Different For Girls“ sowie ein krachendes „I’m A Man“ zum Abschluss.

Für zwei Zugaben holten die Standing Ovations der Fans Joe Jackson zurück auf die Bühne der Stadtpark-Open-Air-Arena . Eine lässige Fassung von „You Can’t Get What You Want (Till You Know What You Want)“ und die wunderschöne Slow Version von „Stepping Out“. Dazwischen der Dank an die Fans für die Unterstützung der Live-Musik im Allgemeinen und seiner im Besonderen. Kann man nicht oft genug betonen, in Zeiten von Konzert- und Tour-Absagen wie just bei den Jeremy Days. Hoffentlich muss Joe Jackson nie wieder ein Konzert canceln. Wunderbarer Künstler, großartige Musik, schönes Konzert.  

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Kommentare

  • <cite class="fn">Joe</cite>

    Wir leben mit und lieben Joe Jackson schon Seiten Jahrzehnten, haben ziemlich alles Touren gesehen.
    Die Rezession lässt mich erschaudern vor Vorfreude.
    Morgen spielt er in Frankfurt, das ist von Köln keine Entfernung. Also nichts wie hin, wir sehen uns ;-)!

  • <cite class="fn">Carsten</cite>

    Diese Rezension streut Salz in meine Wunden… war bis gerade Besitzer von Open-Air-Karten für das Konzert auf der Kölner Domplatte. Angesichts einiger bootlegs der Tour auf YT und so schöner Konzertberichte habe ich mich tierisch auf Joe Jackson gefreut. Aber ich habe auch geschluckt angesichts der horrenden Preise, die die Agentur dafür aufgerufen hat. Als Fan, open-air, Kölner Dom, seit zwei Jahren keine Live-Music …okay. Aber nun bekommen die Agentur, die offenbar den Hals nicht vollkriegt, leider der Künstler und eben auch die Fans die Quittung: Absage wegen zu geringer Nachfrage. Ich bin super-traurig. Schön, dass ihr die Chance hattet, aber Euer Bericht zeigt ja auch, dass 85€-Ticketpreise einen Künstler, der seit geraumer Zeit zwar seine treue Fangemeinde hat, aber eher weniger neue Hörer generiert, bei so überdimensionierten Locations dann eben im Regen stehen lassen. Das ist auch dem Künstler selbst gegenüber gemein. Also das nächste Mal lieber Leverkusener Jazztage als Köln Domplatte. Schade…

  • <cite class="fn">Andreas Jackel</cite>

    … und auch eine sehr schöne Rezension… will ich dir hinzufügen… Diese macht das Konzert noch mal wertvoller, als es sowieso schon ist bzw. war.

  • <cite class="fn">Bernd Johannsen</cite>

    Herzlichen Dank für den netten Kommentar zu dem Joe Jackson Konzert. War wirklich ein schönes Konzert. Hab selber auch ein paar Fotos mit der kleinen Lumix gemacht und bei Facebook hochgeladen (bernado slow). Noch ein Tipp am 23.7. in Isernhagen Blues for Peace in der Bluesgarage. Werde auch dort sein, baer dann mit der Nikon. Viele Grüße Bernd

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