Jochen Distelmeyer: Songs From The Bottom Vol.1 – Album Review

Ein akustisches Cover-Album des ehemaligen Blumfeld-Sängers

von Gérard Otremba

Cover-Alben aufzunehmen ist ja in letzter Zeit absolut en vogue. Vor einem Jahr croonte sich Bob Dylan auf Shadows In The Night durch das Frank Sinatra-Programm und der wieder rastlose Ryan Adams spielt gar das Taylor Swift-Album 1989 neu ein. Eigentlich verlorene Zeit für ein Genie wie Ryan Adams, eine ganze Platte eines Pop-Sternchens zu covern, obwohl Gutes dabei gelingt, eigene Adams-Songs sind Sounds & Books jedoch wesentlich lieber. Aber wenn sich Künstler erst mal etwas in den Kopf setzen. Auf seiner Roman-Lese-Reise zu Otis hat Jochen Distelmeyer schon einige seiner Lieblingssongs anderer Künstler mit der akustischen Gitarre vorgetragen, viel Beifall dafür erhalten und aufgrund der positiven Resonanz und diverser Nachfragen reifte in Distelmeyer der Entschluss, diese Songs aufzunehmen und in Albumform zu verbreiten. Die ausgewählten zwölf Lieder sind alle auf Gesang und, von gelegentlichen Pianopassagen abgesehen, Gitarre reduziert.

Die Auswahl bietet allerdings mit „I Could Be The One“ von Avicii völlig Belangloses und auch Songs von Pop-Sternchen Brittney Spears erhöhen den Anspruch nicht wirklich, wenngleich Distelmeyers Version von „Toxic“ dem Original vorzuziehen ist. Noch viel besser funktioniert aber seine Fassung von Lana Del Reys „Video Games“, was vielleicht auch daran liegt, dass eben jene kein Pop-Sternchen ist. Leider plätschert auch der „Pyramid Song“ von Radiohead etwas vor sich hin, während es dem ehemaligen Blumfeld-Sänger ganz wunderbar gelingt, das Laurel Canyon-Feeling in Album-Opener „Just Like This Train“ von Joni Mitchell einzufangen. Jochen Distelmeyer übertrifft dieses Cover jedoch noch mit seinen Interpretationen von „I Read A Lot“ (Nick Lowe), „Bitter Sweet Symphony“ (The Verve) und „This Old Road“ (Kris Kristofferson), während „On The Avenue“ (Aztec Camera), „Let’s Stay Together“ (Al Green), „Turn Turn Turn“ (Pete Seeger) und „Beautiful Cosmos“ (Ivor Cutler) grundsolides Songwriter-Handwerk offeriert. Ein ausgeglichenes Album mit einigen Distelmeyer-Höhepunkten und zwei, drei fragwürdigen Originalen.

„Songs From The Bottom Vol.1“ von Jochen Distelmeyer ist am 12.02.2016 bei Four Music / Sony Music erschienen.

 

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