João Selva: Onda – Albumreview

Gleich zu Saisonbeginn ein Worldmusic-Juwel: Nach Lucas Santtana und Rogê begeistert auch João Selva mit Brasil-Pop voller Groove und Gefühl.

von Werner Herpell

Die sinnliche, groovende, zwischen ansteckender Lebensfreude und milder Melancholie schwebende Musik des südamerikanischen Kontinents findet längst auch bei Sounds & Books ein größeres Forum. Man muss die Alben aus Brasilien, Argentinien, Uruguay oder Kolumbien im Plattenladen seines Vertrauens oder auch online vielleicht etwas mühsamer suchen – aber es lohnt sich immer wieder. Und zunehmend finden Latin-Pop-Künstler ja zum Glück über europäische Länder den Weg in den deutschen Markt.

Schöne Erfolgsgeschichten für Latin-Pop

Jao Selva Onda Albumcover

Beispielsweise Ende 2024 The Bongo Hop, das Projekt des Franzosen Etienne Sevet aus Lyon, der auf „La Pata Coja“ einen perfekten Cocktail aus Cumbia, Soul, Samba, Karibik-Pop und Brasil-Jazz kredenzte. Zuletzt schaffte der Brasilianer Roger José Cury alias Rogê endlich auch in Europa den Durchbruch mit seinen hervorragenden Alben „Curyman“ (2023) und „Curyman II“ (2024), die in manchen Jahresbestenlisten auftauchten.

Nun also João Selva, der wie Sevet im französischen Lyon lebt und arbeitet, aber aus dem Rio-Strand-Stadtteil Ipanema (remember „The Girl From ….“?) stammt. Sein Album „Onda“ (Welle) verbindet auf äußerst hörenswerte Weise die Samba-Wurzeln musikalischer Vorbilder aus der Cultura Popular Brasileira (Caetano Veloso, Gilberto Gil) mit Funk, Disco, Rumba, karibischen Rhythmen sowie Sounds vom afrikanischen Kontinent und von den Kapverden. Ein hoch infektiöser Schmelztiegel, der aus einer Brasilien-Reise des Sängers vor Beginn der Karnevalssaison 2024 entstand – und nun auch hierzulande für gute Laune sorgen sollte (schon allein das cool-fröhliche „Tambour Chamou“ liefert alle Zutaten für einen Frühlings- oder Sommer-Hit).

João Selva mit perfektem Brasil-Feeling

Obwohl sich die Musik von „Onda“ anhört, als wäre sie am Zuckerhut und nirgendwo sonst entstanden (ein Stück heißt denn auch „Amor Em Copacabana“) – geschrieben wurden die zehn Stücke des Albums „im sonnendurchtränkten Ambiente der Insel Levant am französischen Mittelmeer“, wie die Album-PR zu berichten weiß. Die Grooves klingen freilich authentisch nach brasilianischem Lebensgefühl, zumal es mittendrin mit der fast beatlesken Ballade „Navegante“ und der akustischen Brian-Wilson-Schwelgerei „Rainbow Love“ (featuring Gabi Hartmann) auch mal etwas schwermütiger wird.

João Selva gilt als einer der besten Botschafter brasilianischer Musik in Europa, er hat bereits mit Künstlern wie Lucas Santtana, Chico César oder Flavia Coelho zusammengearbeitet. International bekannt wurde er mit seinem 2021 veröffentlichten zweiten Album „Navegar“, auch der Nachfolger „Passarinho“ war ein Erfolg. Mit „Onda“ setzt der Mann aus Rio/Lyon seinen Weg nun konsequent fort. Und selbst wenn er damit noch nicht ganz das Level von Santtana und Rogê erreicht, ist diese Platte doch zweifellos ein weiteres Juwel der Rubrik „Worldmusic“.

Das Album „Onda“ von João Selva erscheint am 10.01.2025 bei Underdog Records/Broken Silence/Believe.

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