Joanna Newsom: Divers – Album Review

Neues Wunderwerk von Joanna Newsom, jenseits von Zeit und Raum

von Gérard Otremba

In ihrer Musik war Joanna Newsom schon immer eine Wanderin zwischen den Welten, nie wirklich zu fassen, zwischen Folk, Pop, Klassik und Avantgarde changierend. Daran hat sich auf ihrem neuen Album Divers nichts geändert. Wieder so ein Wunderwerk an Klangstrukturen jenseits alltäglicher Hörgewohnheiten. Es ist das vierte Werk der 33-jährigen Amerikanerin, ihr vielleicht zugänglichstes, aber immer noch ein konzentriertes Hören forderndes. Elf Songs in nicht mal einer Stunde ist für Joanna Newsom-Verhältnisse eine äußerste Verknappung der Zeit, Epen wie seinerzeit auf Ys haben für Divers erst mal ausgedient. Gewöhnungsbedürftig ist nach wie vor ihre häufig kieksende Stimme, die in besten Momenten an Kate Bush mahnt, manchmal aber auch an eine überambitionierte Björk. An Kate Bushs Frühwerke erinnern Songs wie „Sapokanikan“ oder „Leaving The City“, aber auch Joni Mitchell, Fairport Convention und PJ Harvey in der Let England Shake-Phase, können als Referenz für die von poetischer Schönheit erstrahlenden Kompositionen herhalten.

Harfe, Piano, Flöten, Streicher und eine Vielzahl an weiteren, teils sehr ungewöhnlichen Instrumenten, zumeist von Joanna Newsom alle selbst eingespielt, veredeln die perfekt ausgefeilten Arrangements. Verwunschen, mysteriös und unergründlich sind die Songs auf Divers auf jeden Fall, gleichzeitig aber auch sanft, intim, fließend und verträumt. Joanna Newsom öffnet wie kaum eine andere Künstlerin neue Grenzen, entzieht sich gekonnt jeglichen Schubladendenkens und nimmt somit eine solitäre Stellung im Pop-Business ein. Die Musik auf Divers ist voller Anmut und Grazie, aber eine Spur von Verschrobenheit gehört bei Joanna Newsom ebenfalls dazu. Der fünfjährige Arbeitsprozess an Divers hat sich für Joanna Newsom und ihre Fans definitiv gelohnt.

„Divers“ von Joanna Newsom ist am 23.10.2015 bei Drag City erschienen.

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