Hauptamtlich ist Joachim Franz Büchner als Frontmann der Hamburger Combo „Der Bürgermeister der Nacht“ aktiv. Derzeit tourt der Sänger und Gitarrist, um sein Solo-Album „Ich bin nicht Franz Joachim Büchner“ zu bewerben
Es knackt, es knistert – doch das Gitarrensignal fehlt auf den Monitorboxen von Joachim Franz Büchner. Später wird sich herausstellen, dass ein Wackler auf dem Pedelboard für die Misere verantwortlich ist. Doch zunächst wird es einige Songs dauern, bis die technischen Probleme behoben sind. „Dabei haben wir eine strikte No-Tech-Talk-Policy“, witzelt der Frontmann. Es ist der Tourauftakt im Zakk in Düsseldorf und leider hat sich nur eine Handvoll Zuhörer in das Outdoor-Konzert im Biergarten verirrt.
Die Singles zu Beginn des Konzerts
Als Einheizer fungiert zunächst das Düsseldorfer Eletro-Synth-Kraut-Projekt Butter, das einen hypnotischen Sound fährt. Instrumentalmusik, die ihre stärksten Momente hat, wenn sich zu den entrückten Soundcollagen auch mal ein Beat gesellt. Nach dem Elektroduo präsentiert sich die Joachim Franz Büchner-Band dann auch wirklich als … eben: klassische Band. Die Rhythmussektion um Philipp Wulf und Christian Heerdt ist als erster klarer Pluspunkt zu verbuchen. Tight und druckvoll gewährt das Duo jederzeit die notwendige Grundlage, auf der sich Büchner und sein weiblicher Konterpart, Pola Lia Schulten (Gesang, Synth), mit ihren Melodien austoben können. Gleich zu Beginn werden die Singles „Aus der doppelten Dunkelheit“, „Geheime Macht“ (mein persönlicher Favorit des Albums) und „Habicht im Netto“ intoniert.
Die Joachim Franz Büchner Band live als Indie-Rock-Formation
Irgendwo zwischen Krautrock, Reggae, Bossanova oder androgynen Crooner-Chansons verortet sich die Band musikalisch selbst. Während diese Genres auf Platte dezent durchscheinen, klingt die Mixtur live doch roher und wie recht klassischer Indierock, überrascht aber allenthalben mit kleinen spannenden Details und auch mal einem schrägen Akkord. Besonders stark ist live die Ballade „Jahre vergehen“, die mit jazzigen Akkorden überrascht und trotzdem jederzeit eingängig bleibt. Textlich oszilliert Büchner zwischen Depressionsbewältigung, Emanzipation und Liebe; auch verirrt sich manch surreale Zeile in die Lyrik des Hamburger Multiinstrumentalisten.
Büchner selbst ist zweifellos ein Charakter, der zum Frontmann taugt. Mit markantem Konterfei singt er über sich selbst, verarbeitet textlich seinen vollen Namen und schafft es, dabei subtil ironisch statt albern oder völlig selbstzentriert zu wirken. Auf seiner cremefarbene Tele sind seine initialen aufgebracht: „JFB“. Sie erinnert damit fast ein wenig an Stevie Ray Vaughns legendäre Signature-Strat. Zufall? Augenzwinkernde Reminiszenz?
Ein solider Auftritt
Nach einer guten Stunde gibt es zum Ausklang dann mit „Welt auf Bierschaum“ noch einen Coversong seiner Stammband „Der Bürgermeister der Nacht“. Büchner lädt zum Smalltalk an den Merchstand, die Lichter gehen aus. Trotz oben genannter technischer Probleme legt das Quartett – zeitweise ergänzt durch eine Trompete – einen sehr soliden Auftritt hin. Kleiner Kritikpunkt: Für meinen Geschmack kommen sich der Stimmen von Büchner und Schulten passagenweise aufgrund sehr ähnlicher Tonlage etwas ins Gehege. Nichtsdestotrotz hätte die Truppe an diesem Abend ein größeres Publikum verdient gehabt.
Beitragsbild: Pressefoto von Robin Hinsch
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