Jetzt!: Können Lieder Freunde sein?

Jetzt! Michael Girke credit Frank Wierke

Zwölf der besten und schönsten deutschsprachigen Songs befinden sich auf dem Album „Können Lieder Freunde sein?“ von Michael Girkes Jetzt!

Mit dem von ihm 1985 selbst mitbegründeten Label Fast Weltweit war Michael Girke Vorreiter des später als sogenannte Hamburger Schule in die Musik-Annalen eingegangenen Genres. Mit der eigenen Karriere wollte es indes nicht wirklich klappen. Hier und da ein Beitrag seines Bandprojektes Jetzt! auf einem Sampler, aber für ein Album hat es nicht gereicht. Seinen Song „Kommst Du mit in den Alltag“ machten Blumfeld 1999 auf ihrer Platte „Old Nobody“ bekannt, deren Sänger Jochen Distelmeyer ebenfalls Fast-Weltweit-Label-Umfeld groß geworden ist. Erst die wunderbare, 2017 bei Tapete Records veröffentlichte Compilation „Liebe in GROSSEN Städten“ richtete den Fokus wieder auf die Jetzt!-Musik und bewegte Michael Girke, erneut Songs zu schreiben.

Jetzt! mit mehr Pop und Soul

Jetzt! Können Lieder Freunde sein? Cover Tapete Records

Und siehe da: Zwei Jahre später dann mit „Wie es war“ ein großartiges, von uns an dieser Stelle rezensiertes Debütalbum, das sich auch gleich in meinen Jahrescharts in die Top-Ten gespielt hat. Und das Michael Girke als begnadeten Songwriter auswies. Erfreulicherweise macht Girke mit „Können Lieder Freunde sein?“ dort weiter, wo er vor drei Jahren aufgehört hat. Seinem Songwriter-Folk des Debüts fügt der aus Herford stammende Girke nun mehr Pop und Soul. So eröffnet er das neue Jetzt!-Album mit dem von Stax-artigen Bläsern untermalten „Lass uns ein Gespräch sein“ und lädt zur einer flotten Sohle aufs Parkett ein. Einigen Stücken des neuen Albums verleiht Michael Girke viel Drive, und so gerät das übers Älterwerden und die eigene Sterblichkeit sinnierende „Ich rede oft mit meinen Toten“ zu einer beschwingten Nummer.

Rosa Luxemburg und das alte Berlin

Aber dann auch die nachdenklich-düstere Atmosphäre, wenn uns Jetzt! samt Streicher-Arrangement mit „Das alte Berlin“ in das Berlin der 20er- und 30er-Jahre entführen, das sich zum Mahnmal gegen Verfolgung, Unterdrückung und Diktatur emporhebt. Im filigran-dezenten und eindringlichen „Rosa“ gedenkt Michael Girke dem kurzen, aber großen Wirken Rosa Luxemburgs und das von uns bereits als Song des Tages vorgestellte „Hilf dem Widerstand“ atmet musikalisch und textlich den Geist von Paul Wellers Style Council. Im Titeltrack erweckt Girke gar Lagerfeuerromantik und „Heute nicht, aber morgen wird alles gut“ spendet er Trost und Hoffnung. Auf „Können Lieder Freunde sein?“ befinden sich zwölf der besten deutschsprachigen Lieder dieses Jahres. Und sie alle sind Freunde schon seit dem ersten Hördurchgang. Große Liebe.

„Können Lieder Freunde sein?“ von Jetzt! erscheint am 10.06.2022 bei Tapete Records. (Beitragsbild: von Frank Wierke) 

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