Jethro Tull: Curious Ruminant

Jethro Tull Credit Ian Anderson

Er tut es noch immer: Mit 78 Jahren veröffentlicht Ian Anderson das nächste Jethro-Tull-Album. In Sachen Progrock macht ihnen noch immer niemand etwas vor

von Sebastian Meißner

„Mir läuft die Zeit davon“, sagte Ian Anderson anlässlich der Veröffentlichung des Vorgängeralbums „RökFlöte“. Das war 2023. Folgerichtig erhöht der inzwischen 78-Jährige Frontmann der 1967 gegründeten Jethro Tull und schießt keine 24 Monate bereits das nächste Album hinterher. „Curious Ruminant“ ist das insgesamt 24. Studioalbum der Band aus Blackpool. Und wie das Zitat des Sängers es vermuten lässt, geht es in den neuen Songs um die Dinge, die noch gesagt werden wollen.

Mal Folk, mal Prog

Jethro Tull Curious Ruminant Albumcover

Musikalisch ist „Curious Ruminant“ stärker im Folk denn im

Rock und erinnert am ehesten an „Songs From The Wood“ oder „Heavy Horses“. Mit an Bord hat Anderson den Keyboarder Andrew Giddings, Schlagzeuger James Duncan sowie David Goodier, John O’Hara, Scott Hammond und den Gitarristen Jack Clark, der sein Debüt in der Band gibt und gleich an mehreren Stellen zu glänzen versteht. Anderson kommuniziert insgesamt mehr mit der Flöte als mit seiner Stimme. Viele Songs haben lange Instrumentalpassagen, in denen er sein nach wie vor exzellentes Flötenspiel in den Fokus rückt. Manche Stücke (etwa „Dunsinane Hill“ oder „Stygian Hand“) haben einen barocken Charakter, anderes (das Titelstück oder „Puppet And The Puppet Master“) sind stärker am Prog orientiert.

Die Qualität der Songs ist durchaus beachtlich. Die Band treibt, drückt, holt Luft, und wechselt immer wieder Farbe, Rhythmus und Richtung der Songs. Herzstück der Platte ist das fast 17-minnütige „Drink From The Same Well“, das in sich gleich mehrere höchs…

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