Jaye Jayle: Don’t Let Your Lovelife Get You Down

Jaye Jayle Pressefoto Pelagic Records

Nach seinem dritten, mehr oder weniger solo mit seinem I-Phone eingespielten Werk „Prisyn“, hat Evan Patterson alias Jaye Jayle wieder seine Gang am Start.

von Michael Thieme

Labelwechsel inklusive. Sargent House ist ihn los, über die Gründe kann man nur spekulieren. Es vervollständigt jedoch das Bild einer abgehakten Lebensphase, die sich am deutlichsten durch die Scheidung von seiner Ex manifestiert, in derer Band er ebenso engagiert war. Während Emma Ruth Rundle seitdem kreativ in mehrere Richtungen explodiert, sortiert Patterson auf seinem ersten auf dem Berliner Label Pelagic Records von The Ocean-Mastermind Robin Staps veröffentlichtem Werk sein Inneres und kommt zu dem plakativen Schluss, dem die Scheibe seinen Titel gab. Ganz so einfach war der Prozess aber wohl nicht, nimmt man den Opener „Warm Blood And Honey“ zum Maßstab der Analyse, in dem ein Mann von der Mitte der Brücke in den Fluss springt und sich dabei so seine

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Gedanken macht. „He thinks about his past – regretting.“ Musikalisch ein zahmer, vielleicht sogar etwas abschreckender Opener.

Die Trademarks von Jaye Jayle

Jaye Jayle Don't Let Your Lovelife Get You Down Cover Pelagic Records

„The Party Of Redemption“ anschließend vereinigt alle Trademarks, die man von den ersten beiden Jaye Jayle-Platten lieben könnte und sollte. Deepe Gitarrenriffs, säuselnde Keyboards sowie eine getragene Vortragsweise, die Patterson dem Blues entnommen hat. Mit dieser Mischung wohnen Jaye Jayle in der Nachbarschaft von Noir-Acts wie King Dude, Chelsea Wolfe oder sogar Nick Cave. Der Plattentitel wird zum elegischen Mantra beim dritten Stück „Black Diamonds And Bad Apples“;  Tempo wie Vortragsweise gemahnen an die ehemaligen Label-Kollegen von Earth, bei denen man sich zwischen zwei Drumschlägen locker ein Bier holen kann. Backgroundsängerinnen kontrastieren die vorherrschende Schwüle.

Seit seinen Tagen bei den Young Widows, die ab und an immer noch live unterwegs sind (siehe Beitrag bei Rockstage Riot), ist ein aggressiver Gitarrensound eher ein Nebengeräusch als dominierendes Stilelement. Krautige bis wavige Keyboardflächen wie bei „Tell Me Live“ oder akzentuelle Saxophoneinsätze wie bei dem unfassbar beeindruckendem „When We Are Dogs“ am Schluss der Platte veredeln das Gespielte zum emotionalen Breitwandkino, welches immer noch genauso für aufgeschlossene Americana-Fans wie für Goths interessant ist, die auf jeglichen oberflächlichen Pomp verzichten können.

Die Louisville-Connection

Wie gesagt, die Gang ist wieder am Start. Und das sind nicht nur musikalische Schwergewichte wie der Bassist Todd Cook sowie die Multiinstrumentalisten Neal Argabright und Corey Smith, mit denen Patterson schon einige Zeit zusammenarbeitet, sondern ebenso der nicht gerade famefreie Bonnie Prince Billy, der dem siebenminütigem Abschlussbrocken „When We Are Dogs“ seine Stimme leiht. Außerdem dabei: der aus LA stammende Saxophonist Patrick Shiroishi, dessen Qualitäten auch auf den kürzlich von Sounds & Books rezensierten Alben von Xiu Xiu oder Algiers zu hören sind. Ben Chisholm (Chelsea Wolfe) produzierte ein zweites Mal nach „Prisyn“.  Alleine „When We Are Dogs“ ist ein Kaufgrund. Unabhängig davon muss man jedoch einmal mehr konstatieren, dass Patterson mit Jaye Jayle ein weiteres großartiges Album veröffentlicht hat, welches hoffentlich nicht so ein unterschätztes Leben führen wird wie die drei ebenso faszinierenden Vorgänger.

„Don’t Let Your Lovelife Get You Down“ von Jay Jayle erscheint am 14.07.2023 bei Pelagic Records. (Beitragsbild: Pressefoto)

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