Jane Weaver: Love in Constant Spectacle

Jane Weaver credit Nic Chapman

Mit experimentierfreudigem Indie-Pop begeistert Jane Weaver schon lange viele Kritiker. Ihr neues Album klingt zugänglicher, ohne sich anzubiedern.

von Werner Herpell

Jetzt könnte es aber endlich soweit sein – dass Jane Weaver nicht nur Kritiker-Lob en masse einfährt, sondern auch vom breiten Publikum stärker wahrgenommen wird. Denn „Love In Constant Spectacle“, ihr neues Album, dürfte das melodischste, zugänglichste und damit „kommerziellste“ ihrer gut 20-jährigen Solo-Karriere sein. Dass es dennoch nicht glatt und austauschbar klingt, sondern immer noch durch und durch nach Jane Weaver, macht die Sache umso besser.

Eine britische St. Vincent

Jane Weaver Love In Constant Spectacle Cover Fire Records

Mit „Flock“, dem

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Vorgängerwerk von 2021, hatte die in der Pop-Metropole Liverpool geborene Singer-Songwriterin und Gitarristin einen (verzeiht mir das Wortspiel) Pflock eingeschlagen. Das war wagemutiger, groovender Pop, laut Weavers Beschreibung „inspired by Lebanese torch songs, 1980s Russian Aerobics records and Australian punk“. Nun gut… – mal im Ernst: Auf diesem einhellig gefeierten Album klang die Engländerin wie ein Hybrid aus St. Vincent (der naheliegendste Vergleich), Goldfrapp, Eels, Talking Heads und Can. Also großartig retro und zugleich großartig zeitgemäß.

„Love In Constant Spectacle“ kommt nun zwar nicht ganz (aber immerhin fast) an die Klasse von „Flock“ heran, erkundet dafür diesmal das Feld der gepflegten Pop-Melodie noch stärker als den Rhythmus. „Emotional Components“ etwa dürfte nicht nur vom Songtitel her zu den emotionalsten Tracks in Weavers Katalog gehören. Und in „Happiness In Proximity“ lässt die Britin ihre helle Stimme schwerelos über einen jazzigen Beat und ein durchdringendes Keyboard-Flirren gleiten – träumerisch „quirky“, aber nie nervig experimentell oder verkrampft avantgardistisch. Auch der tolle Opener „Perfect Storm“ und „Univers“ finden einen überzeugenden Mittelweg, um Kopf, Herz und Beine gleichermaßen zu erreichen.

Die bunte Klangwelt der Jane Weaver

Überhaupt, diese Arrangements, diese Produktion (vom großen Studiotüftler John Parish): motorisch-krautige Drum-Sounds, tiefe Synth-Bässe, leiernde Orgeln und sägende Fuzz-Gitarren – all das hat weiterhin seinen Platz in der bunten Klangwelt von Jane Weaver. Nur dass sie sich jetzt Songwriter-Pop und -Folk verstärkt nähert und damit einer potenziell größeren Hörerschaft. Als „ein von Herzen kommendes Manifest einer Künstlerin, die sich mit jedem Kapitel ihrer Karriere grenzenlos weiterentwickelt“ hat Weavers Label Fire dieses starke Album bezeichnet. Kann man so stehen lassen.

Das Album „Love In Constant Spectacle“ von Jane Weaver erscheint am 05.04.2024 bei Fire Records /Cargo. (Beitragsbild: Nic Chapman)

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