James Baldwin: Giovannis Zimmer – Roman

James Baldwin Credit Ullstein Bild Roger Viollet Jean Pierre Couderc

Die vierte James-Baldwin-Wiederentedeckung

Mit „Giovannis Zimmer“ geht die Wiederentdeckung James Baldwins in die nächste Runde. Wie bereits bei den ebenfalls bei Sounds & Books besprochenen Büchern „Von dieser Welt“, „Beale Street Blues“ und „Nach der Flut das Feuer“ war Miriam Mandelkow für die neu-Übersetzung bei dtv verantwortlich. Im Gegensatz zu dem 1953 erschienenen Debüt „Von dieser Welt“, das längst zu den wichtigsten Romanen afroamerikanischer Literatur zählt, wählte Baldwin Menschen mit weißer Hautfarbe zu den Protagonisten seines drei Jahre später veröffentlichten Zweitwerks. Eine Außenseiterballade blieb indes auch „Giovannis Zimmer“, fanden einige der damaligen Rezensenten allein die Schwulenthematik schon anstößig.

Eine folgenschwere Affäre

James Baldwin Giovannis Zimmer Cover dtv

Als schwarzer Homosexueller Autor hatte Baldwin an zwei Außenseiterstellen zu kämpfen und bewies den Mut, sich mit der Wahl sowohl seines Sujets als auch seiner Figuren schriftstellerisch aus der Deckung zu wagen. Seine eigenen Erfahrungen fließen mit hinein in den in Frankreich, Baldwins damaliger Wahlheimat, angesiedelten Roman. Im Mittelpunkt steht der Amerikaner David, der mit seiner Verlobten Hella in Südfrankreich und Paris Urlaub macht. Während Hella für längere Zeit in Spanien weilt, lernt David über einen homosexuellen Bekannten den italienischen Barkeeper Giovanni kennen. Er beginnt eine Affäre mit ihm, steht jedoch letztendlich nicht zu dieser Beziehung und hält an der Verlobung mit Hella fest. Giovanni hingegen versprach sich mehr von seinem Verhältnis zu David, verliert – auch aufgrund seiner erhaltenen Kündigung – den Halt im Leben und wird zum Mörder.

James Baldwin erzeugt eine beklemmende Wirkung

James Baldwin erzählt den Plot aus der Ich-Perspektive und der Erinnerung Davids. Er rollt die Geschichte vom Ende auf, springt zwischen Gegenwart Vergangenheit und wesentliche Handlungsschwerpunkte wie die Hinrichtung Giovannis sind den Lesern schon auf den ersten Seiten bekannt.  James Baldwin erzeugt häufig eine beklemmende Wirkung, schreckt jedoch auch nicht vor rührselig-pathetisches Szenen ab. In seinem Helden David begegnen wir einem zwar mit sich zwischen Schuld und Scham ringenden Charakter, gleichzeitig verstrickt sich die Hauptfigur in einem selbstgeschaffenen Labyrinth aus der Angst vor der eigenen Courage und einer kühl-abweisenden Behandlung anderer Menschen gegenüber. Die ihn am Ende zwar halbwegs geläutert, aber einsam zurücklässt. Baldwins Leser indes sind erneut um die Lektüre eines guten Buches reicher.    

James Baldwin: „Giovannis Zimmer“, dtv, übersetzt von Miriam Mandelkow, Hardcover, 208 Seiten, 978-3-423-28217-8, 20 Euro. (Beitragsbild: Credit Ullstein Bild Roger Viollet Jean Pierre Couderc)

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