Jakob Bro: Uma Elmo – Albumreview

Jabob Bro Uma Elmo Cover ECM Records

Diverse Neuerungen lassen das fünfte Album des dänischen Gitarristen Jakob Bro zu einem großen Wurf werden

Jakob Bros Talent besteht in der Kunst der Verlangsamung. Seine Stücke bewegen sich wie alte, majestätische Tiere in Zeitlupe durch den Raum, so dass wir sie genau betrachten und studieren können. Ihre Wirkung entfalten sie dabei eher in die Tiefe als in die Länge. Und so geht von ihnen eine seltene Faszination aus. Das war schon auf den Vorgänger-Alben so (wie beim von Sounds & Books besprochenen Album „Bay Of Rainbows“). So ist es auch auf „Uma Elmo“, seiner inzwischen fünften Platte. Und doch gibt es einige Neuerungen.

Jakob Bro und die Weltzugewandheit

Allen voran die Besetzung: Auf dem neuen Album spielt Bro erstmals mit dem Trompeter Arne Henriksen sowie mit dem Schlagzeuger Jorge Rossy. Die drei hatten zuvor nie zusammengespielt, was beim Hören dieser Platte kaum zu glauben ist. In ihnen findet Bro zwei perfekte Partner für seine Vision. Denn sowohl Henriksen als auch Rossy spielen immer im Dienste der Kompositionen, die bei Bro bekanntermaßen eher Reflektionen sind, eher Gemütszustände denn Zielvereinbarung. Im Jahr 2020 fallen diese Reflektionen anders aus. Vielen Stück auf „Uma Elmo“ ist eine gewisse Unbehaglichkeit, eine Störung anzumerken. Andere wiederum stehen für Hoffnung und Zuversicht.

Brücken in die Gegenwart und Zukunft

Jabob Bro Uma Elmo Cover ECM Records

Immer aber sind sie bei vollem Bewusstsein gespielt. Insgesamt wird deutlich, dass sich Bros Sicht – und das ist die zweite Neuerung – nicht mehr nur um ihn und seine unmittelbare Umwelt dreht. Der Blick geht diesmal weiter. Schon der Albumtitel (Uma ist der Name seiner Tochter, Elmo der seines Sohnes) verraten eine Weltzugewandheit, die hier deutlich ausgeprägter ist als zuletzt. Dazu passen auch die musikalischen Verneigungen vor Idolen und Weggefährten. „To Stanko“ gedenkt dem polnischen Trompeter Tomasz Stanko, mit dem Bro auf dem Album „Dark Eyes“ zusammenspielte; „Music For Black Pidgeons“ erhielt seinen Titel vom Saxophonisten Lee Konitz, mit dem Bro ebenfalls eng zusammengearbeitet hat und zwei eigene Alben aufnahm. Bros Tribute sind nicht einfach Abschlüsse mit der Vergangenheit, sondern Brücken in die Gegenwart und Zukunft.

Zwei neue Partner

Das Zusammenspiel lebt von der gegenseitigen Begeisterung der Musiker füreinander sowie einer gemeinsamen Suche nach der Identität. Henriksen übernimmt meist die melodiöse Führung, steuert den Hörer durch diverse Gefühlslandschaften. Rossy, der in der Vergangenheit bereits unter anderem die Musik von Brad Mehltau veredelte, spielt dazu mitunter erstaunlich reduzierte Akzente auf dem Schlagzeug, was der Musik viel Freiraum lässt. Bros Rolle besteht darin, diesen Raum mit atmosphärischen Klängen zu füllen und zu fluten. Dabei setzt er erneut geloopte Sounds ein, die dieser Musik etwas Außerweltliches geben.

So hat sich mit der Besetzung und der thematischen Neuorientierung auch – und das ist Neuerung Nummer 3 – das musikalische Ausdrucksspektrum seiner Musik erweitert. Die Musik auf „Uma Elmo“ wabert, grollt, mäandert, groovt, swingt und atmet. Jakob Bro hat den nächsten Schritt getan. „Uma Elmo“ ist ein großer Wurf.

„Uma Elmo“ von Jakob Bro erscheint am 11.02.2021 auf ECM Records. (Beitragsbild: Albumcover)

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