Jake Bugg: Shangri La

Mit jugendlicher Euphorie und gereiften Arrangements überzeugt Jake Bugg auch mit seinem zweiten Album Shangri La

von Gérard Otremba

Im Alter von 18 Jahren machen Musiker heutzutage in zwielichtigen Casting-Shows auf sich aufmerksam, oder werden von Plattenfirmen zum sofortigen Mainstreamerfolg geklont. Umso erfreulicher klang das selbstbetitelte Debutalbum des ebenso jungen Jake Bugg, das im Januar in Deutschland erschien. Seine erfrischende Mischung aus Oasis, Beatles und Bob Dylan, zwischen Britpop und Singer-Songwriter, zwischen flotter Uptempo-Nummer und ergreifender Ballade hinterließ den Eindruck eines jungen Mannes, der es ernst mit der Musik meinte und seinen Weg durchzuziehen gedachte. Songs wie „Lightning Bolt“, „Seen It All“, „Simple As This“ oder „Broken“ warfen einen schlicht um. Natürlich sah er mit seinem juvenilen Charme knuffig und putzig aus, ein Umstand, der ihm wahrscheinlich zahllose weibliche Fans zwischen zehn und siebzig Jahren einbrachte.

Sein zweites Album Shangri La produzierte dann gleich Rick Rubin, nach dessen Studio in Malibu die Platte betitelt ist. Der nun 19-jährige Brite knüpft nahtlos an sein Debut an, das mit dem superkurzen, flotten, an Buddy Holly erinnernden  Rockabilly-Song „There’s A Beast And We All Feed It“ beginnt, bevor das post-punkartige, aufgekratzte, von einem vorwärtstreibenden Drumbeat befeuerte „Slumville Sunrise“ für mächtig Wirbel sorgt. In eine ähnliche Kerbe schlägt „What Doesn’t Kill You“, wo sich die Ramones und The Clash auf knapp über zwei Minuten wiederbegegnen. Unbekümmerte, rotzfreche, atemraubende Rock’n’Roll-Songs, die uns Jake Bugg da präsentiert. Nach so viel jugendlichem Überschwang kommen Everly Brothers-Fans beim entspannten „Me And You“ auf ihre Kosten, während die Fahne des hymnischen Britpops bei „Messed Up Kids“ (Pulp) und „Kingpin“ (Oasis) hochgehalten wird. Die schmachtende Pop-Ballade liefert der aus Nottingham stammende Bugg mit „A Song About Love“ und in „All Your Reasons“ entdeckt er den geschliffenen Blues. Im legeren „Kitchen Table“ schimmert eine sanfte Doors-Orgel durch, schönsten Songwriter-Folk-Pop mit der akustischen Gitarre beherrscht Jake Bugg mit „Pine Trees“ ebenfalls. „Simple Pleasures“ erhebt sich in opulente Höhen und mit dem Country-Folk-Pop von „Storm Passes Away“ lässt Bugg Shangri La ausklingen. Jake Bugg wächst mit seinen Aufgaben und mit Shangri La gelingt ihm der Spagat zwischen jungenhafter Euphorie und gereiften Arrangements. Hier wächst ein verdammt guter Musiker heran.

„Shangri La“ von Jake Bugg ist am 15.11.2013 bei Virgin / EMI / Universal erschienen.

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