Jade Bird live in Hamburg 2020 – Konzertreview

Jade Bird live Molotow Hamburg 2020 by Gérard Otremba

Die britische Songwriterin Jade Bird sowie Ferris & Sylvester als Support reißen das Hamburger Publikum im ausverkauften Molotow mit

Als eine „Künstlerin, die hoch hinaus will“ hat Sounds & Books Jade Bird in der Review zum im April vergangenen Jahres veröffentlichten, selbstbetitelten Debütalbum bezeichnet. Diese Aussage bestätigte die gerade einmal 22-jährige britische Songwriterin bei ihrem Konzert am 27.02.2020 im ausverkauften Hamburger Molotow. Für den Auftakt ihrer diesjährigen Europa-Tournee hat Bird das wie sie in London ansässige Duo Ferris And Sylvester als Support engagiert. Keine Unbekannten für Hamburg und Sounds & Books, wussten Issy Ferris und Archie Sylvester bereits beim Reeperbahn Festival 2018 zu überzeugen.

Ferris And Sylvester als Support

Wie schön, dass das Molotow schon um 20 Uhr voll besetzt war. Alle, die zum Auftakt des Vorprogramms anwesend waren, bekamen einen ebenso beseelten wie energischen Auftritt von Ferris & Sylvester geboten, deren Debütalbum aufgenommen ist und wahrscheinlich im Herbst erscheinen wird. Bassistin, Gitarristin und Sängerin Issy Ferris und Gitarrist und Sänger Archie Sylvester wurden diesmal von einem Schlagzeuger begleitet und stürzten sich mit Vehemenz in ihre 30 Minuten. Die Symbiose aus Roots- und Blues-Rock sowie Folk und Pop riss erneut mit, hatte Feuer und Esprit und erhielt vollkommen verdient langanhaltenden Applaus.

Konsensmusik, die zahlreiche Pop-Rock-Richtungen vereint

Dieser war Jade Bird schon im Vorfeld gewiss. Der Songwriter-Indie-Pop-Rock der im Jahr 2017 mit dem Anchor Award des Reeperbahn Festivals ausgezeichneten Künstlerin ist im besten Sinne Konsensmusik, spricht sie doch die Fans von Amy Macdonald, Sheryl Crow und Joni  Mitchell genauso an wie die von Courtney Barnett oder Liz Phair. Mit ihrem schwarzen Leder-Lack-Suite erinnerte die Sängerin und Gitarristin auch noch an Suzie Quatro. Glam-Rock spielte sie zwar nicht, coverte aber mit ihrer dreiköpfigen Herrenband „Call Me“ von Blondie, eine gewisse Neigung zum Seventies-Pop-Rock scheint ihr also nicht fremd. Bird selbst hat nicht nur gute und catchy Pop-Rock-Songs im Angebot, sondern eine wahnsinnig faszinierende Stimme, die sie während ihres 60-minütigen Hamburg-Auftritts auch beeindruckend in Szene zu setzen vermochte.

Die aufgedrehte Jade Bird

Sie wirkte über die gesamte Distanz ihres Auftritts total aufgedreht, lachte unentwegt zwischen den Songs und war kaum in der Lage, vernünftige Ansagen zu machen. Und das in einer unfassbar sympathischen Art und Weise. „ I feel so good tonight, it’s the energy“, gab sie zwischenzeitlich kund. Einziges Manko für ein Jade-Bird-Konzert ist die Kürze ihrer Songs. Die zwölf Lieder ihres Debütalbums, die fast alle auf der Setlist standen, erstrecken sich gerade einmal auf 35 Minuten, mit einem unnötigen In-die-Länge-ziehen während der Live-Darbietung verlören die Stücke wahrscheinlich nur ihren Glanz. Bei „Uh Huh“, „I Get No Joy“ und „Hold That Thought“ drehten Bird und ihre drei Mitstreiter den Indie-Rock auf ordentliche Lautstärke hoch.

Jade Bird spielte neue Songs und beherzte Live-Versionen

Mit den beiden ganz großartigen Fan-Lieblingen „My Motto“ und „Lottery“ konnte sowieso nichts schiefgehen und eine herzergreifende, mit ihrem Gitarristen vorgetragene Duett-Version des Radiohead-Songs „Black Star“ gab es zudem. Dass der neue, bisher noch nicht live gespielte Song „Prototype“ kurz abgebrochen werden musste, war leicht zu verschmerzen, zumal das ebenfalls neue und sehr berührende „Golden“ den kleinen und sehr menschlichen Fauxpas wieder mehr als wettmachte. Am Ende noch zwei beherzte Versionen von „Going Gone“ und „Love Has All Been Done Before“. „It was bloody magical“, fasste Jade Bird das Konzert vor dem begeisterten Hamburger Publikum mit eigenen Worten zusammen. Der jungen Musikerin steht die Welt offen und recht bald werden wir sie in nächstgrößeren Venues wiedersehen.

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