Israel Nash: Lifted – Album Review

Mit Lifted knüpft Israel Nash an sein Meisterwerk Rain Plans an

Mit Rain Plans veröffentlichte Israel Nash 2013 ein Americana-Meisterwerk, das auch Sounds & Books zu unausweichlichen Jubelstürmen verleitete. So tief drin in der Genrematerie war ein Neil Young seit Ewigkeiten nicht mehr und auch sonst fand sich vor fünf Jahren keine ernsthafte Konkurrenz für den in Texas lebenden Israel Nash, zu mächtig waren Songs wie „Woman At The Well“, „Just Like Water“, „Rain Plans“ oder „Rexanimarum“. Mit Silver Season folgte 2015 ein würdiger Nachfolger von Rain Plans, Nashs Folk-Rock fand Unterschlupf in hippiesker Psychedelia, der Verwurzelung im Neil Young-Reich blieb er freilich treu.

Israel Nash Lifted Cover Loose RecordsMit seinem neuen Album Lifted findet der 1981 in Aurora, Missouri, geborene Songwriter den goldenen Mittelweg. Ihm zur Hilfe standen erneut Schlagzeuger Josh Fleischman, Bassist Aaron McClellan, Gitarrist Joey McClellan und Eric Swanson an der Pedal Steel. Streicher- und Bläserarrangements ergänzen das vom Grammy-prämierten Toningenieur Ted Young (The Rolling Stones, Kurt Vile, Sonic Youth) aufgenommene und produzierte Album. Nach einem einminütigen Intro beginnt Lifted mit „Rolling On“, einer edlen, balladesken, am Ende feierlich-pathetischen Hymne, wehmütig und doch strahlend, mit „Ahahah“-Chören auf dem Weg zur Westküste der USA. Dort kommt Israel Nash mit seiner Band im völlig entspannten, schwebenden „Looking Glass“ an, Bläser und Streicher inklusive. Ein erlesenes und vollkommenes Stück sehnsuchtsvoller Americana.

Als potentieller Radiohit entpuppt sich das anschließende „Lucky Ones“. Crosby, Stills, Nash & Young meets Wilco meets The Byrds, ein Track von süffisanter Eingängigkeit, mithin ein Fest für alle melodiebeseelte und harmoniebedürftige Musikhörer. Ein Wahnsinnssong, der landauf und landab ständig und überall gespielt werden sollte. Nach der stilsicheren Beach Boys-Reminiszenz „Sweet Springs“ liefert Israel Nash mit „SpringFall“ einen weiteren überragenden Country-Folk-Rock-Track ab, der uns endgültig in die Seventies katapultiert, aber gegen die Schönheit dieses Songs, gegen das Fleetwood Mac-Schlagzeug, gegen die liebreizenden akustischen Gitarren und gegen die himmlischen Backing-Chöre ist man wehrlos und muss sich einfach ergeben. Musik für eine bessere Welt.

Und es geht immer so weiter. Mit den beiden wehmütigen und herzerweichenden Lieder „Northwest Stars (Out Of Tacoma)“ und „Hillsides“, die aber immer auch großes Breitwandkino liefern. Mit der farbenprächtigen Ballade „The Widow“, mit dem, trotz bombastischer Ausbrüche, verträumten und exquisiten „Strong Was The Night“ sowie mit dem leuchtenden Abschluss „Golden Fleeces“. Lifted ist der perfekte, sonnendurchflutete Soundtrack für den Wahnsinnssommer 2018. Ein ähnliches Americana-Ausnahmewerk wie damals Rain Plans.

„Lifted“ von Israel Nash erscheint am 27.07.2018 bei Loose Music / Rough Trade (Beitragsbild: Israel Nash by Cameron Ford).

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