Im Rückspiegel: Hamburg-Konzerte

Kassa Overall live Hamburg 2021 Mojo Club by André Itjes

Im Rückspiegel der Hamburg-Konzerte stehen Kassa Overall, Lùisa, Sóley und The Dead South im Mittelpunkt

Die letzte Konzertwoche war durch Konzertabsagen und Umplanungen geprägt. Eigentlich war am Dienstag, 2. November 2021 die Norwegerin Ane Brun in der Fabrik fest gesetzt. Nachdem Ende der Vorwoche die Absage reinrauschte, wurde zügig adäquater Ersatz gesucht – und gefunden! Die Ankündigung der Show von Kassa Overall im Mojo Club versprach: „Smoothe Jazzklänge treffen auf Avantgarde-Experimente und werden mit State-Of-The-Art Hip Hop samt einer Portion Autotune verbunden“. Klingt vielversprechend und ist somit gebucht.

Die Hamburg-Konzerte mit dem Jazz-Musiker Kassa Overall im Mojo Club

Das ist ein echt krasser Typ, dieser Kassa Overall aus Brooklyn – der ist Jazz-Musiker, MC, Sänger, Produzent und Schlagzeuger in Personalunion. Mit dabei hat er eine exquisite Live-Band: Ein Percussionist, eine junge Frau an den Keys und dann noch einen Produzenten, der Backing-Tracks einfährt, aber auch singt und zu den Drum-Sticks greift. Faszinierend wie Kassa Overall abliefert – singen kann er, rappen auch, am Schlagzeug ist er grandios. Der Mojo Club ist eher spärlich besucht, die Crowd geht aber aber mächtig ab und goutiert den crazy shit. Ein Wohnzimmer-Konzert im Mojo Club, wann gab es das schon mal? Stilecht mit Sitzmöbeln in den ersten Reihen.

Heimspiel für Lùisa im Nochtspeicher

Next Stop Nochtspeicher. Eigentlich war die Hebebühne geplant für Mittwoch, den 3. November 2021: Have You Ever Seen The Jane Fonda Aerobic VHS? Alleine der Name dieser Band hat schon Bock gemacht – aber leider: Auf Grund eines Corona-Falles konnten sie aus Finnland nicht einfliegen! Lùisa musste indes in der Vorwoche ihre Show im Nochtspeicher wegen Krankheit absagen und hat sie auf den 3. November 2021 verschoben. Also, hin da.

Jenny Apelmo-Mattsson eröffnet den Abend solo an der Stromgitarre als Jenobi und spielt Songs aus dem Album „Patterns“ (zwei ihrer Band-Mates stehen im Publikum und genießen den Gig). Lùisa lässt sich nicht lumpnen und tritt in Bandbesetzung auf – verstärkt um die Hamburger Künstlerin Elin Bell an den backing vocals. Das aktuelle Album „New Woman“ überzeugt mit 80er-Jahre-Referenzen und Fleetwood Mac-Streifzügen. Ein Heimspiel ist das für Lùisa und ihre Band – sie genießt es. Und Hartmut, der 72-jährige Tänzer, dreht bei den letzten Songs so richtig auf.

Sóley in der Kulturkirche Altona

Für Freitag, den 5. November 2021 war die isländische Künstlerin Sóley in der Kulturkirche Altona angekündigt. Und ein Glück, das Konzert fand statt. Schon vor Beginn war zu erkennen: da stehen Instrumente für eine vierköpfige Bandbesetzung auf der Bühne. Sóley ist in der Hansestadt, um ihr neues Album „Mother Melancholia“ zu präsentieren. Sie selber spielt an einem echten Flügel und singt zart dazu. Sie hat natürlich auch elektronische Tasteninstrumente und düstere Einspieler vom Band dabei.

Alle Musiker*innen sind in schwarz gekleidet und das neue Album ist auch eher ein dunkles Werk (Sóleys Ehemann hat für das Artwork ein Foto von ihr Horrorfilm-like umgestaltet). Die Musik ist düster-dräuend und passt perfekt in den sakralen Konzertraum. Unterstützt wird die Isländerin von einer Violinistin, einem Schlagzeuger und einem Bassisten (der auch schon mal mit dem Prophet Synthesizer bassige Sounds erzeugt). In der Kirche ist es kalt und Sóley trinkt an dem Tag ganz schön viel heißen Tee (wie sie selber sagt). Auch muss sie mehrmals ihre Finger warm reiben. Doch die Darbietung ist mehr als überzeugend und die Schlange am Merch nachher lang. Kerzen gibt es da zu kaufen, passend zur Vorweihnachtszeit. Die ziemlich charmante Art von Sóley wusste übrigens auch zu überzeugen.

The Dead South und zwei Überraschungen

Am Sonntag, 7. November 2021 dann noch schnell The Dead South im Mojo Club reingeschoben. Eigentlich war ein ausverkauftes Konzert im Docks angesetzt. Nun also stattdessen zwei Konzerte unter den „Tanzenden Türmen“: eine Matinee-Show ab 15:30 Uhr und eine Abend-Show ab 20:30 Uhr. Um 15:40 Uhr reicht die Schlange vom Mojo Club bis zur Kastanienallee, die Fans sind spät dran und müssen ja auch erstmal 2G-mäßig einchecken. Erste Überraschung: Der Singer-Songwriter Max Paul Maria spielt schon und rockt irgendwie total. Zweite Überraschung: Die kanadische Folkband Shred Kelly ist als zweiter Support dabei – und liefert wie gewohnt mit elektrisch verstärktem Banjo-Sound ab. Ein schönes, unverhofftes Wiedersehen (der Autor dieser Zeilen trägt stets eine Kappe im Jeans-Zwirn mit der Aufschrift: „Shred Kelly“).

Die kanadische Folk-Bluegrass-Band The Dead South liefert anschließend das, was erwartet wird. Schöne Laternen an der Bühnenfront und eine schicke Deko im Bühnenbackground sorgen für ein stilvolles Ambiente im Mojo Club. Vielmehr als ihre Stimmen benötigen die Jungs nicht. Ein Banjo, eine Akustikgitarre, ein Standbass, eine Kick-Drum. Schön war’s!

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(Beitragsbild: Kassa Overalls von André Itjes)

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