Iggy Pop live in Hamburg 2022 – Konzertreview

Iggy Pop credit Rob Baker Ashton

Iggy Pop, der 75-jährige „Godfather Of Punk“, spielte bei seinem Konzert am 20.06.2022 im Hamburger Stadtpark Songs aus allen Karrierephasen

Mehr als zwei Stunden hat es durchgeregnet. Doch pünktlich zum Konzertbeginn um 20 Uhr fällt der letzte Tropfen. Iggy kommt zu „Five Foot One“ auf die Stadtpark-Open-Air-Bühne, trägt einen schwarzen Anzug und rennt aufgedreht von Bühnenrand zu Bühnenrand. Es ist die Tour zum letzten Album „Free“, die nach zwei Ausfällen nun endlich Station macht in Hamburg. Die Band ist nahezu dieselbe wie auf dem Album. Und mit dem großartigen „Love’s Missing“, „Free“ und „James Bond“ sind auch drei Stücke der Platte vertreten. Der Rest der Setlist stammt aus allen Karrierephasen. „T.V. Eye“, „Death Trip“, „Gimme Danger“, das unverwüstliche „I Wanna Be Your Dog“, „I’m Sick Of You“ und der Closer „Search And Destroy“ decken die Stooges-Jahre ab und haben nichts von ihrer Brachialität eingebüßt. Iggy Pop und ein Neu!-Cover

Iggy Pop und ein Neu!-Cover

Natürlich gibt es „The Passenger“ und „Lust For Life“ vom gleichnamigen Album. Interessant sind aber vor allem die weiteren Songs. „The Endless Sea“ vom 1979er-Album „New Values“ zum Beispiel. Ein düsteres, schwerfälliges Stück aus der zweiten Reihe, das oft übersehen wird, aber sich wunderbar ins Set fügt. Vom ebenfalls oft übersehenen „Zombie Birdhouse“ von 1982 gibt es „Run Like A Villain“. Von „The Idiot“ gibt es die großartigen „Nighclubbing“, „Mass Production“ und „Sister Midnight“ zu hören. Hinzu kommt mit „Hero“ ein Neu!-Cover, für das in Hamburg Originalmitglied Michael Rother auf die Bühne kommt. Die Band – mit Trompete und Posaune – läuft da längst auf Hochtouren und macht ordentlich Druck.

Die Zeit mit den Stooges

Iggy Pop, inzwischen 75 Jahre alt, legt beim dritten Stück sein Sakko ab. Bis auf kurze drei Minuten in „Gimme Danger“, in denen er eine Lederjacke trägt, spielt er das Set gewohnt oben ohne. Er faucht, beißt, spuckt sich durch dieses Set. Er wirft Mikrofonständer, boxt in die Luft, klatscht Hände im Publikum ab und springt einmal in die vorderste Reihe. „We’re all gonna die. So let’s have fun while we can“ ruft er. Vor „I’m Sick Of You“ erinnert er an die Zeit mit den Stooges, als er jung, arm und dirty gewesen ist. Heute sei er nur noch dirty.

Als die letzten Töne von „Search And Destroy“ das Konzert beschließen, bleibt Iggy noch eine Weile alleine auf der Bühne. Er wirft Kussmünder ins Rund, verbeugt sich, lächelt und verschwindet hinterm Vorhang. Der Passenger zieht weiter. (Beitragsbild von Rob Baker Ashton)

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