Idles: Crawler – Albumreview

Idles Credit Tom Ham

Die britische Band Idles zeigt sich auf dem neuen Album „Crawler“ so vielseitig wie nie zuvor

„It was February, it was cold, and I was high.“ Die ersten Textzeilen des neuen Albums setzen genau dort an, wo Idles ausgebremst wurden. Nach dem die Truppe um Sänger Joe Talbot mit dem letzten Album „Ultra Mono“ zur Nummer 1 in UK wurde und sich auf eine eine ausverkaufte Tour freute, kam der Steckerzug. Frust und Lockdown statt Triumph und Euphorie. Die Wut darüber ist auf „Crawler“ deutlich zu hören. Das vierte Album im vierten Jahr ist randvoll mit spuckender, fauchender und unversöhnlicher Attitüde.

Idles spielen Soul

Idles Crawler Cover Partisan Records

Wut ist nicht die einzige Stimmungslage auf „Crawler“. Das Quartett zeigt sich auf den 14 Tracks der neuen Platte insgesamt so vielseitig wie nie zuvor. Im fast schon balladesken „Progress“ verzichtet die Band auf die Rhythmusgruppe, „Car Crash“ ist zwar ein echtes Monster, erreicht seine Wirkung aber nicht durch Tempo, sondern durch Masse. „The Beachland Ballroom“ setzt Pianos ein und arbeitet mit Schellenkranz und souligen Akkorden. Neue Sounds also, die Idles sehr gut zu Gesicht stehen.

Die Aufhebung der Einsamkeit

Inhaltlos geht es reichlich zur Sache. Traumata, Unfälle, Todesängste, Sucht: Talbots markante Stimme packt die heißen Eisen an. Das ist manchmal mehr Therapie denn Unterhaltung. Aber immer bewegend. Den Songs wird so eine Bedeutung zuteil, die das Verhältnis zwischen Musikern und Hörer:innen stärkt. Idles stehen damit auch für ein Bandkonzept, das unpopulär zu werden drohte. Musik als Ausdruck von etwas Subjektivem, das zur kollektiven Bewegung werden kann. Inhalte teilen nicht im auf Wertsteigerung angelegten Social Media-Rahmen, sondern im privatphilosophischen. Der Trost der Musik, die Aufhebung der Einsamkeit, die Idee zur Revolte.

„Crawler“ ist das nächste dicke Ausrufezeichen dieser so kraftstrotzenden Band. Die ausgefallene Tour wird in 2022 nachgeholt. Idles sind vorbereitet und machen hier klar, worum es gehen wird: Um alles.

„Crawler“ von Idles erscheint am 12.11.2021 bei Partisan Records / PIAS. (Beitragsbild von Tam Ham)

Erhältlich bei unserem Partner:

Unterstützen Sie Sounds & Books

Auch hinter einem Online-Magazin steckt journalistische Arbeit. Diese bieten wir bei Sounds & Books nach wie vor kostenfrei an.
Um den Zustand zukünftig ebenfalls gewährleisten zu können, bitten wir unsere Leserinnen und Leser um finanzielle Unterstützung.

Wenn Sie unsere Artikel gerne lesen, würden wir uns über einen regelmäßigen Beitrag sehr freuen.

Spenden Sie direkt über PayPal oder via Überweisung.

Herzlichen Dank!

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Kommentar schreiben