Americana mit britischen Einflüssen: Feines neues Album von Ian Fisher
Vor über zehn Jahren verließ Ian Fisher seine amerikanische Heimat in Missouri, um sein Glück in Europa zu suchen. Er lernte Berlin kennen und lebt nun seit einiger Zeit in Wien. Die Americana-Wurzeln seiner Musik blieben, erfuhren indes nach und nach einen internationalen Charakter. Eine Entwicklung, die in Fishers neuem Album „American Standards“ kulminiert. Obwohl immer wieder ein Nashville-Sound durch die Arrangements weht, verortet Ian Fisher es als „das am wenigsten nach Country klingende Album, das ich je gemacht habe, aber ich kann nicht leugnen, dass es durch die Texte und die Einflüsse der Songs immer noch mit diesem Genre zu tun hat, das ich liebe“. Amerikanische Standards covert er ebenfalls nicht, vielmehr geht der Albumtitel auf eine Toilettenmarke zurück.
Verwurzelt im 70er-Sound
Für „American Standards“ hatte Fisher über 300 Song-Demos parat, die er den Musikern René Mühlberger (der das Album auch produziert hat), Ran Thomas Carpenter, Andreas Laudwein und Camillo Jenny vorstellte. Mit ihnen sowie Olli Samland (Pedal Steel, Synthesizer), Ida Wenøe (Backing Vocals) und Marlene Lacherstorfer (Bass bei „Melody In Nashville“) hat er sich zu Aufnahmen in einem ländlichen Studio in Österreich getroffen, zehn der Songs (und zwei Zwischenspiele) haben es letztendlich auf das Album geschafft. Reduzierte Singer-Songwriter-Balladen gibt es mit „Be Thankful“ und dem bei Sounds & Books als Song des Tages vorgestellten „Three Chords & The Truth“ im Prinzip nur zwei. Aber es gibt noch die Ballade „Winterwind“, die mit Piano und Gitarrengezupfe beginnt und später in einen Bandsound verfällt, der klassisches 70er-Songwritertum mit Americana und einer Prise Soul verknüpft. In den 70er-Jahren und auch Spät-Sechzigern sind viele von Fishers neuen Songs verwurzelt.
Ian Fisher evoziert Jackson Browne und Jason Isbell
Das forsche „It Ain’t Me“ atmet den Geist früher George-Harrison-Solo-Stücke und „Melody In Nashville“ ist eine dieser romantisch-nostalgischen und sehnsüchtigen Groß-Balladen zwischen Paul McCartney und Harry Nilsson. Beatlesk auch die euphorische Melodie von „AAA Station“ und überwältigend im explodierenden Titeltrack, zwei Songs, in denen Ian Fisher seine USA-Vergangenheit beleuchtet und der Kollegen wie Jason Isbell und Jackson Browne evoziert. Und am Ende wartet dann noch melancholische und wunderschöne, über sechs Minuten lange „Ghosts Of The Ryman“, eine Ode an den Veranstaltungsort in Nashville, das sanft dahinfließt und zum Ende hin mit einem Gitarren-Solo überrascht. Ein majestätischer und prachtvoller Abschluss eines überzeugenden Albums.
„American Standards“ von Ian Fisher erscheint am 19.02.2021 bei Ian Fisher Music. (Beitragsbild von Andreas Jackwerth)
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