Wer sie findet, wird massivst belohnt: Das Debütalbum der New Yorker Rock-Band Hot Knives
Hot Knives sind ein Trio aus Bushwick/New York, das am 7.5. nach diversen Single-bzw. EP-Veröffentlichungen ihr Debüt-Album vorstellt. Dabei gibt es Überschneidungen: So wurde eine Version von „Alhambra, Baby“ bereits 2018 auf einer EP präsentiert. Die Promo-Agentur vergleicht das Trio ob ihres New Yorker Ursprungs mit den Ramones, was inzwischen von allen möglichen interessierten Medien gleichermaßen so beschrieben wird. Promotiongeschwafel wird jedoch nicht sinnvoller, wenn ein Medium nach dem anderen es dupliziert. Der im ohnehin, informationstechnisch gesehen, spärlichen Werbetext bemühte Vergleich zu den US-Punks weist auf eine völlig falsche Fährte.
Einzige Parallele zwischen dem Sound der Hot Knives und dem der Ramones könnte die Personalie Marc Bell sein, der mit Dust in Prä-Ramones-Zeiten dem exzessiveren Psych-Rock frönte, bevor er zu Marky Ramone wurde. Dust als Referenz – das würde passen. Dass es unter den diversen anderen Combos, die den identischen oder fast gleichen Namen verwenden, auch noch eine Punk-Band aus Kanada gibt, macht den getätigten Vergleich noch verheerender.
Ein kompetentes Trio
Nebenbei: Hat eine Band, die sich einen Namen gibt den schon etliche andere Formationen aus Vergangenheit wie Gegenwart für sich beanspruchen überhaupt ein Interesse dran, bekannter zu werden? Also mehr als ein paar coole Gigs zu zocken in, in diesem Fall, Bushwick und Umgebung? Oder sind Hot Knives am Ende so retro, dass man Suchmaschinen ignoriert oder eventuell noch nicht mal kennt? Mangelnder Ehrgeiz bei der Karriereplanung ist jedoch weit davon entfernt unsympathisch zu wirken, zumal der Kern der Beschäftigung des Trios äußerst kompetent dargebracht wird. Heftigst kompetent, sogar. Die sechs Stücke des Debüts beackern einen Pfad zwischen Stoner-, Psychedelic- wie Schweinerock, der an sich nicht neu ist, aber alle paar Jahre mal von jungen Formationen mit Mördersongs vor der Bedeutungslosigkeit bewahrt wird. Ich sag nur Hellacopters.
Hot Knives feiern die Spät-60er
„Metonia“ zu Beginn ist schon mal sowas von gar nicht Ramones – setzt der Gesang hierbei nach psychedelischem Geknarze erst zu einem Zeitpunkt ein, an dem die lederbejackten Punks bereits ihr halbes Set abgefeuert hätten. Leicht übertrieben, doch Ihr ahnt die intendierte Richtung, hoffe ich. „Alhambra, Baby“ als zweites rockt so fett, dass man durchaus verstehen kann, dass diese Song-Perle aus der Vergessenheit geholt wurde und noch mal vor die Säue geworfen wird. Registriert das endlich, Zielpublikum. „How To Recognize Different Types Of Trees“ anschließend feiert soundtechnisch die späten Sechziger, bevor Hawkwindscher Spacerock anklingt und damit eine Brücke schlägt ins nächste Jahrzehnt.
Massive Belohnung
Also, die inzwischen seit 40 Jahren Geschichte gewordenen Siebziger. So what? Wer so frisch wie beseelt eigene Akzente mit den Methoden vergangen geglaubten Liedgutes spielt, hat allen Grund, dies auch zu tun. Für Connaisseure ist das Anhören Pflicht, da auch die weiteren drei Stücke überzeugen („Judas Reigns“ addiert darüber hinaus akustische Klänge und lässt vor dem amtlichen Endknaller „Static Bloom“ noch mal Verschnaufen zu). Schade eigentlich, dass es schwierig werden kann, bei Interesse die korrekten Hot Knives zu finden. Fündige werden jedoch massivst belohnt.
„Making Love To Make Music To Make Love To“ von Hot Knives erscheint am 07.05.2021 via Bandcamp und limitiert auf Vinyl. (Beitragsbild von Charlie Jordan)
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