Herbert Grönemeyer: Dauernd Jetzt – Album Review

Ein gut aufgelegter Herbert Grönemeyer überzeugt mit einigen wunderbaren Songs

von Gérard Otremba

Drei Jahre nach seiner letzten Veröffentlichung Schiffsverkehr, präsentiert Herbert Grönemeyer mit Dauernd Jetzt sein 14. Studioalbum. Seit 35 Jahren knödelt sich der in Bochum aufgewachsene Sänger durch seine Texte und hat seit seinem Durchbruch mit 4630 Bochum von 1984, das mit den Songs „Bochum“, „Alkohol“, „Flugzeuge in meinem Bauch“, „Amerika“, „Mambo“ und natürlich „Männer“ als eine Art Best-of-Album durchgeht, noch mit Sprünge, Ö und Mensch, seinem bestverkauften Album überhaupt, weitere deutschsprachige Pop-Klassiker auf den Markt gebracht. Grönemeyers Auszeichnungen sind kaum mehr zu zählen, der Sprung auf Platz eins der deutschen Album-Charts gewiss und sollte ihm schätzungsweise auch mit Dauernd Jetzt gelingen. Mit der Singleauskopplung „Morgen“ beginnt die Platte, ein zu Beginn sanfter, fast sinisterer Song, der sich nach und nach aufschichtet und in eine opulente Hymne mündet, mit Travis-Sänger Fran Healey an der akustischen Gitarre.

Gar noch hymnischer wird es anschließend in „Wunderbare Leere“, eine Ode an das Leben im Hier und Jetzt. The Funky Sisters stampfen und klatschen, dass es eine wahre Freude ist, eine Rock-Gitarre bringt sich punktuell ins Spiel und erinnert teilweise an „We Will Rock You“ von Queen. Im leicht kruden, mit Cellos von Apocalyptica begleiteten, „Uniform“ zeigt sich Herbert Grönemeyer von der zornigen Seite und beklagt den Zeitgeist („Wir werden zu Datensätzen der digitalen Diktatur“), während sich „Fang mich an“ als Balladen-Hymne entpuppt und dem gemächlichen „Roter Mond“ etwas der Pep fehlt. Sehr viel Siegertaumelpathos nach dem WM-Sieg findet sich auf „Der Löw“ und in „Unter Tage“ wartet Grönemeyer mit seinem typischen, fast selbstparodistischen Gesang auf, bevor mit der Piano-Ballade „Verloren“, dem eingängigen, ohrwurmträchtigen und pointiert analytischen Zustandsbeschreibung „Unser Land“ sowie dem Liedermacher-Liebeslied-Folk von „Ich lieb mich durch“ drei der besten Songs von Dauernd Jetzt aufeinander folgen. Das rumpelnde „Einverstanden“ kann da nicht wirklich mithalten, das abschließende „Feuerlicht“ berührt ähnlich wie „Verloren“. Fazit: Ein gut aufgelegter Herbert Grönemeyer überzeugt auf Dauernd Jetzt über weite Strecken, die drei, vier mediokren Songs sind zu verschmerzen. Gute Platte.

„Dauernd Jetzt“ von Herbert Grönemeyer ist am 21.11.2014 bei Grönland Records / Universal erschienen.

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Kommentare

  • <cite class="fn">gerhard</cite>

    Ich bin kein Freund seiner Musik, halte ihn aber aufgrund diverser Interviews und Auftritte im Fernsehen (v.a. vor einigen Jahren bei „Willkommen Österreich“) für einen grundsympathischen Menschen.

    • <cite class="fn">Pop-Polit</cite>

      Nun, seit Bochum höre ich immer wieder bei Grönemeyer rein. Finde auch nicht alles Gold, was glänzt, aber einige Songs pro Platte überzeugen mich dann doch wieder. Und ja, ich finde ihn ebenfalls sympathisch.

  • <cite class="fn">saetzebirgit</cite>

    Schöner Morgen. Und er knödelt fast gar nicht im Song. Da verstehe ich sogar den Text mal – und der ist natürlich wieder 1a-schmachtig.

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