Helgen: Die Bredouille – Albumreview

Helgen Credit Joseph Ruben

Indie-Pop mit Stil und Klasse der Hamburger Band Helgen

Bereits in unserer Review zum Debütalbum „Halb oder gar nicht“ war die Rede von einem facettenreichen Indie-Pop-Rock. Drei Jahre später nimmt die Hamburger Band den Faden des Erstlings auf und schenkt uns mit „Die Bredouille“ das nächste geistreiche Album. Ebenso wie das Debüt produzierte Olaf Opal (The Notwist, Die Sterne) auch den Nachfolger, der das Trio als die deutschsprachige Indie-Pop-Rock-Band der Stunde zeigt. Sänger und Gitarrist Helge Schulz, Bassist Niklas Beck und Schlagzeuger Timon Schempp betreten einmal mehr die weniger ausgetretenen Pfade des Indie-Pop und bespielen dieses Genre so intelligent wie nur die wenigsten deutschsprachigen Bands.

Der Helgen-Humor

Helgen Die Bredouille Cover Chateau Lala

Das von Sounds & Books bereits als Song des Tages vorgestellte „Tschüss“ kristallisiert sich als der alles herausragende Song des Albums. Die elegante, schwermütige und erhabene Ballade schwebt auf sanften Keyboardklängen und vermittelt perfekt den letzten Stoßseufzer des Abschieds und evoziert auf schönste Weise die Einsamkeit. Textlich liegt hier der Humor im Makabren, wenn Helge Schulz diverse ungewöhnliche Unfalltodesszenarien aufzählt, bevor er die eventuell bald Verblichenen um einen letzten Anruf zwecks vorheriger Verabschiedung bittet. Schulz gehört sowieso zu den gewitzten Songwritern dieses Landes, der seine Texte permanent mit zitierfähigen Lebensweisheiten füllt. Wie zum Beispiel im Song „Wie gut, dass du spinnst“: „Wenn die anderen zweifeln heißt das nicht, dass sie klüger sind / Denn alles, alles, was du tust, ist bekloppt, aber gut“. Helgen entwickeln auf „Die Bredouille“ eine spürbare Sympathie für die verpeilten Nerds dieses Landes.

Hamburgs Indie-Hoffnung

Häufig umweht die Helgen-Songs der Hauch der Sixties-Seventies-Psychedelia, der sich bei „Wie gut, dass du spinnst“ ins feierliche Pathos emporhebt. Das hat alles schlicht Stil und Klasse auf diesem Album. So gut, dass sich Helgen einen verspielt-jazziges Instrumental wie „Trick Track“ leisten können und dabei Westküstenentspanntheit suchen. Als hitverdächtig entpuppt sich das farbenfrohe und schillernde „Der Grashalm im Orkan“, während „Die Geigerzähler geigen“ den Klimawandel auf den Punkt bringt. Das geschmeidige, bei uns an dieser Stelle im Programm zu findende „Woran hat es gelegen“ sowie das der euphorische Titeltrack als Opener sind weitere ganz vorzügliche Albumhighlights. Hamburgs Indie-Hoffnung heißt Helgen.

„Die Bredouille“ von Helgen erscheint am 07.08.2020 bei Chateau Lala. (Beitragsbild von Joseph Ruben)                     

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