Heilung: Drif – Albumreview

Faszinierende und grausame Klänge der Nordeuropäer Heilung

Album Nummer Drei von dem Konglomerat um Kai Uwe Faust – Tätowierer, Schamane sowie Musikant bei dieser Formation, die sich aus vielen Menschen speist aus Dänemark, Deutschland und Norwegen. Heilung – das sind die mit den Geweihen auf dem Kopf. Interessant vor allem für Fans von z.B. Wardruna, mit denen Heilung eng verbandelt sind. Im Gegensatz zu diesen zelebrieren Heilung jedoch nicht nur einen extrem faszinierenden Nordic-Folk, sondern beackern von dieser Basis aus metaphysische, esoterische wie vielleicht auch einfach beknackte Themen, die, egal wie man zu diesen inhaltlich steht, fordern und berühren, wenn man sich ihnen stellt.

„Tenet“ vs. „Keltentrauer

Heilung Drif Cover Seasons Of Mist

Das vorveröffentlichte, fast eine Viertelstunde dauernde „Tenet“ z.B.  beherrscht auf mehreren Ebenen das gesamte Album: Inhaltlich wird hier auf den Zauberwürfel der Antike, das Sator-Quadrat, verwiesen. Ein „magisches“ Quadrat, bei dem man jedes Wort vorwärts, rückwärts oder vertikal lesen kann. Das mag mathematisch vielleicht von Interesse sein, eventuell sogar philosophisch – aber wer bin ich, dies schlussendlich beurteilen zu können. „Tenet“ ist jedoch ein umwerfender Track mit beruhigender wie animierender Wirkung, Ambient at its best. Wie grausam ist dagegen die Spoken Word-Performance „Keltentrauer“, leider in deutsch vorgetragen und damit auch noch gut verständlich für Menschen wie mich. Nix gegen gestrigen Schmuh ab und an, aber holla, ist das uninteressant.

Allein machen sie Dich ein

Dabei ist die Message von Heilung, liest man das enorm interessante Interview mit Faust im aktuellen Rock Hard, eher eine verbindende: „Als soziale Wesen sind wir einfach mehr oder weniger verloren, wenn wir allein sind“. Oder wie Ton Steine Scherben bereits formulierten: „Allein machen sie Dich ein.“ Leider wahr. Trotzdem mutet in Zeiten, in denen weite Teile der Gesellschaft das Mittelalter oder frühere Epochen ob seiner Wissenschaftsferne als Nonplusultra im menschlichen Miteinander erachten, solch ein textlicher Retro-Style etwas merkwürdig an. Das entspricht jedoch kaum den Intentionen von Faust und/oder Sängerin Maria Franz (vormals Euzen) sowie dem Sänger/Perkussionisten Christopher Juul. Letzterer fabrizierte schon bei der Band Valravn aus Dänemark eine enorm beeindruckende Synthese aus Drum&Bass und Nordic Folk.

Die Kür wird die Heilung-Live-Show

„Drif“ fasziniert wie bereits die beiden Vorgänger, langweilt jedoch auch extrem wegen einem Track wie „Keltentrauer“. Außer, man hört gerne „Dämonenkiller“-Hörspiele oder Ähnliches. Am Ende ist es wahrscheinlich jedoch die Live-Show, die Heilung am adäquatesten präsentiert. Die folgt im Dezember, bis dahin gibt es diese Platte. Wenn man mag. Mir persönlich würde eine „Tenet“-Single wohl reichen.

„Drif“ von Heilung erscheint am 19.08.2022 bei Season Of Mist. (Beitragsbild von Andy Julia)

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