Hamburger Küchensessions 3 – Album Review

Pures Musikvergnügen

von Gérard Otremba

Die dritte Ausgabe der Hamburger Küchensessions liegt auf CD vor. 20 Aufnahmen in der Zeitspanne von Mai 2013 bis Juni 2014 befinden sich auf dem liebevoll gestalteten Sampler, denen allen die große Liebe zur Musik zu Grunde liegt. Seit 2010 veranstaltet Jens Pfeifer jene mythenverdächtigen akustischen Sessions in seiner Küche, an denen bereits so etablierte Künstler wie Gisbert zu Knyphausen, Olli Schulz, Tim Neuhaus, Tom Klose, Tom Liwa, Nicolas Sturm, Dota Kehr, Rhonda oder Spaceman Spiff teilnahmen. Es kommt einem so vor, als gehöre ein Auftritt bei den Hamburger Küchensessions mittlerweile in jeden Steckbrief aufstrebender junger Talente. Und das ist gut so, denn auch Teil drei hat wieder einige hochwertige Entdeckungen anzubieten. In die Songs der bei Pop-Polit schon gewürdigten Desiree Klaeukens („Verliebt in dich“) verliebt man sich immer wieder gerne neu und der in dieser Redaktion sehr beliebte Indie-Pop-Rock der belgischen Formation Intergalactic Lovers („ Northern Rd.“) funktioniert in der abgespeckten Version mindestens genauso gut. Die wohl bekannteste Künstlerin heißt diesmal Cäthe, die mit „Mein Herz mit dir bin ich frei“ vertreten ist. ClickClickDecker („Tierpark Neumünster“), die jüngst beim Nils Koppruch-Tribute-Sampler mitgemacht haben, sind genauso so wie die Schweizer Gruppe We Invented Paris („Zeppelins“) und Garish („Ganz Paris“) aus Österreich sicherlich keine reinen Insider-Tipps mehr.

Folk, Pop, Schwermut und ein wenig Rock’n‘Roll

An die Kings Of Convenience und die Turin Brakes erinnert der sanfte Songwriter-Folk von Jack Beauregard („Not That Kind“) und Tim McMillan („Hammocks“), während Duke & Sara („Small Town“) sowie Liza & Kay („Sandburgen“) und Joco („Bleeding“) mit zauberhaften Folk-Pop aufwarten. Ebenfalls beeindruckend die Australierin Melanie Horsnell, die mit „If We Can’t Be Together“ in der intimen Folktradition von Joni Mitchell und Laura Marling berührt. „Do You Ever?“ von Phia hingegen gerät geradezu experimentell im Stile einer Feist, der Gesang von Johannes Mayer, alias The Late Call, auf „No Easy Way Out“ geht getrost als expressiv durch und Benni Benson gefällt mit seinem Liedermacher-Pop bei „Flimmern“. Das US-Trio The Wood Brothers ist mit „Sing About It“ dem Folk-Blues verhaftet, für die schwermütig-melancholische Note sorgen cellobetont Niclas DeWinter mit „Nostalgia“ und Violinen bereichert Tokunbo mit „Cast Away“. Die Band Kolkhorst erlaubt sich den Luxus einer E-Gitarre, ein Hauch von Rock’n’Roll umweht „Kopf Hoch Oder Zahl“ und obwohl Café 612 in Ludwigsburg zu Hause sind, fängt das Quartett die beschwingte nordische Sehnsuchtsatmosphäre im abschließenden „Korken Knallen“ sehr schön ein. Der dritte Sampler der Hamburger Küchensessions läßt nichts zu wünschen übrig und überzeugt auf ganzer Linie, was auch für das Cover und Booklet-Design gilt, für das Katja Böhm und Claudia Rothenfluh die perfekte Verbindung zwischen Künstler, Küche und Hamburg herstellen.

Die dritte CD der „Hamburger Küchensessions“ erscheint am 14.11.2014 bei Kombüse Schallerzeugnisse. Ebenfalls erhältlich ist eine limitierte Vinylbox mit acht LPs, die alle bisher veröffentlichten „Hundert Hamburger Küchensessions“ enthält.

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