Haiyti: Montenegro Zero – Album Review

Haiyti Pressefoto Universal Music

Nervenaufreibender Turn-Up aus dem Hamburger Ghetto

Musikgeschmack ist größtenteils einfach Gewohnheitssache – erst vor wenigen Wochen hatte ein amerikanisches Forschungsteam diese Binsenweisheit wieder bestätigt. Je häufiger wir ein unbekanntes Genre hören, desto besser bewerten wir ähnliche Songs. Wieso dieser Einstieg? Die Musik von Haiyti ist, als würde man ein neues Genre betreten. Als ich nach der Empfehlung eines Bekannten zum ersten Mal in einige ihrer Songs reinhörte, war ich vom Sound und ihrer Stimme zuerst abgeschreckt. Je häufiger ich ihr aber begegnete, desto spannender fand ich ihren Stil und plötzlich machte es „Klick“.

Vielleicht liegt es an diesem Gewöhnungseffekt, dass die vier vorab veröffentlichten Singles von „Montenegro Zero“ auch nach einigen Hördurchgängen immer noch hervorstechen. Die weiteren acht Stücke erreichen den Tipping-Point mal schneller und mal gar nicht. „Bitches“ hat sich nach einigen Wochen mit dem Album zum stärksten Song entwickelt, während „Berghain“ auch nach zigmaligem Anhören immer noch ähnlich anstrengend wirkt, wie ein Besuch im Berliner Trend-Club. Auch das stetige Wiederholen von Phrasen wandelt auf dem ganz schmalen Grat zwischen einem Flow-Zustand und angenagten Nerven. Gerade Songs wie „Kate Moss“ oder „Monacco“ bestehen zu großen Teilen aus den immer selben Phrasen. Würden wir alle diese Dopplungen rausstreichen, könnte man die Lyrics von „Montenegro Zero“ wohl auf ein bis zwei DIN-A4-Seiten unterbringen.

Es braucht aber auch gar nicht unbedingt viele verschiedene Worte, um verschiedene Gefühle und Themen zu vermitteln. Ob düstere Ghettobilder, Turn-Up-Songs oder das Schwelgen in vergangenen Beziehungen – abwechslungsreiche Stimmungen kann Haiyti definitiv transportieren. Wer mit dem ersten Major-Release von Haiyti jetzt ein Konzeptalbum mit roten Faden befürchtet, kann beruhigt werden. Im Grunde fühlt sich „Montenegro Zero“ musikalisch nur geringfügig anders an, als die zahlreichen Mixtapes des letzten Jahres. Vielleicht ist die Promophase größer und die Pressefotos nicht mehr im Snapchat-Stil, aber ihre Musik bleibt weiterhin etwas sperrig und ziemlich einzigartig.

„Montenegro Zero“ von Haiyti erscheint am 12.01.2018 bei Vertigo / Universal.

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