Auf seinem neuen Album fokussiert sich der Rapper Haftbefehl auf die Berichterstattung äußerer Vorgänge und bleibt der Chef im Ring
Mit dunklen Moll-Akkordeon auf dem Piano beginnt Haftbefehls siebtes Album. Nach zwölf Takten Vorspiel legt der Frankfurter los. Keine vier Takte später hat er den Hörer mit der Hand im Nacken tief eingetaucht in eine Geschichte von Drogenmissbrauch, Armut und Gewalt. „Kaputte Aufzug“ beschreibt nicht nur defekte Fahrgeschäfte in überbevölkerten Hochhäusern, sondern auch die Aussichtslosigkeit ihrer Bewohner, diesem Leben zu entkommen.
Haftbefehl an der Grenze
Das schwarze Album ist die Medaillenrückseite des letztjährigen Vorgängers, seinem weißen Album. Anders als da, wo es auch viel um Innenansichten und Wahrnehmungen ging, sind die Tracks hier wieder stärker auf die Berichterstattung äußerer Vorgänge fokussiert. Haftbefehl rappt über Machtkämpfe in Blocks, Schuld und Sühne im Knast, das Geschäft mit Drogen und die unbändige Sehnsucht nach Reichtum. Explizit wie kein anderer in Deutschland. Natürlich immer an der Grenze zur Peinlichkeit, aber selten drüber. Radikal auch in der Musik. Dicke Beats, wummernder Bass, hier und da eine Piano-Hook: Wie abgenagte Skelette kommen die Tracks daher und entwickeln gerade dadurch eine ungeheure Kraft.
Der Chef im Ring
Wie zuvor auch hat Haftbefehl auch auf diesem Album wieder zahlreiche Gastmusiker eingeladen. Soufian, Farid Bang, Luciano, Milonair und Haiyti sind nur einige Namen, die sich hier die Ehre geben. Haftbefehl bleibt aber der Chef im Ring. Anspieltipps dieses alles in allem gewohnt guten Albums sind „Kokaretten“, „Crackküche“ (produziert von Bazzazia!) und „Ruff“. Keine weiteren Worte nötig.
„Das schwarze Album“ von Haftbefehl erscheint am 30.04.2021 bei Universal Music. (Beitragsbild-Credit: Ondro)
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