Das Guinevere-Debüt „To All The Lost Souls“ ist ein einzigartiges Album, das sich jedem Schema entzieht und die Musikwelt nachhaltig prägen könnte
von Mia Lada-Klein
Mit ihrem Debütalbum „To All The Lost Souls“ stellt die italienischstämmige Künstlerin Guinevere eindrucksvoll unter Beweis, dass Performancekunst und Musik auf einzigartige Weise verschmelzen können. Bereits ihre vielfältige künstlerische Vita – von Theater und Performancekunst über analoge Fotografie bis hin zu Malerei und Bildhauerei – legt den Grundstein für dieses außergewöhnliche Werk. Ihre Erfahrungen als Performerin, unter anderem in Emilio Isgròs „Ecumenical Prayer for the Salvation of Art and Culture“, sowie Ausstellungen in Mailand und Bologna prägen ihren unverkennbaren Stil, der nun in der Musik seinen Höhepunkt findet.
Minimalistische Schönheit auf „To All The Lost Souls“
Das Album überzeugt durch einen minimalistischen, fast spartanischen Ansatz. Der Opener „Little Blue Gin“ beginnt mit sanftem A-cappella-Gesang, ergänzt durch Klavier und wenige elektronische Elemente. Diese Zurückhaltung zieht sich durch die gesamte Tracklist. Instrumentierung wird auf das Wesentliche reduziert – sei es die sparsame Schlagzeugbegleitung in „Unravel“ oder die gezielt eingesetzte Violine in „Letters From A Baby“. In „A Message“ verzichtet Guinevere sogar vollständig auf Instrumente und setzt allein auf ihre Stimme, die von Vogelgezwitscher inmitten der Natur umrahmt wird.
Ein Highlight ist „Interlude // Falling Down“, das mit Stimme und Klavier beginnt. Was zunächst sanft und ruhig erscheint, entwickelt sich zu einer kantigen, aggressiven Klavierkomposition. „Be Like A Spider – She Said“ hebt sich ebenfalls hervor: Der Song bleibt zwar minimalistisch, wechselt jedoch in der Mitte überraschend in einen fast poppigen Klang, bevor er zu seinem ruhigen Rhythmus zurückkehrt.
„To All The Lost Souls“ als persönliche Hommage
„To All The Lost Souls“ ist für Guinevere zudem mehr als nur ein Album – es ist eine tief persönliche Hommage an Andrea, einen engen Freund, der 2019 verstarb. Der Abschlusssong „Per Andrea, Per Sempre“ unterstreicht diese Widmung und verleiht dem Werk eine spürbare emotionale Tiefe. Guinevere schafft es, Schmerz, Resilienz und Hoffnung miteinander zu verbinden und diese Themen in einem extravaganten und experimentellen Stil zu präsentieren.
Künstlerische Einzigartigkeit von Guinevere
Vergleiche mit Björk kommen durch den Mut zur Unkonventionalität auf, während ihre Stimme an die Sanftheit von Jewel erinnert. Dennoch ist Guineveres Werk absolut eigenständig – ein intimer und künstlerisch herausragender Blick in die Seele einer außergewöhnlichen Musikerin.
„To All The Lost Souls“ von Guinevere erscheint am 29.11.2024 bei La Tempesta. (Beitragsbild von Stefano D’Angelo)