Gravenhurst: Flashlight Seasons / Black Holes In The Sand / Offerings: Lost Songs 2000-2004 – Album Review

Die Entdeckung der Langsamkeit nach Nick Talbot 

von Gérard Otremba

Vor zehn Jahren veröffentlichte die britische Band Gravenhurst mit Flashlight Seasons und Black Holes In The Sand zwei Alben, die nun als Jubiläumsausgabe bei Warp Records wieder aufgelegt werden. Zusätzlich zu den beiden Platten, die hier auf einer CD zu finden sind, erscheint mit Offerings: Lost Songs 2000-2004 eine weitere CD mit zehn bisher nicht veröffentlichten Songs. Hinter Gravenhurst steckt der aus Bristol stammende Musiker Nick Talbot. Der Sänger, Texter und Gitarrist entdeckte auf Flashlight Seasons die Langsamkeit auf seine Weise neu und interpretierte den Indie-Folk auf samtenen Pfoten. Songs, die in ihrer Fragilität eine Nische zwischen den Kings Of Convenience und Nick Drake fanden. Talbot verzauberte auf Flashlight Seasons mit entrücktem, sanft sphärischem Folk („Tunnels“), schwerelosen Dream-Folk-Pop („Fog Round The Figurehead“), gespenstischer Atmosphäre („I Turn My Face To The Forest Floor”, „The Diver”) und formvollendeter Schönheit („The Ice Tree“). Stille war auch für Talbot der neue Laut, der durch minimalistisches Schlagwerk, Glockenspiel und Harp zarte Variationen erfuhr.

Im Titelsongs des Nachfolgers Black Holes In The Sand holt Nick Talbot zum großen, rauschhaften Avantgarde-Psychedelic-Folk-Pop-Schlag aus, bevor der akustische Singer-Songwriter-Folk wieder die Oberhand gewinnt, der in der traumhaft traurigen Schwermut des Songs „Diane“ mündet. Der geheimnisvolle Liebreiz der Musik von Gravenhurst dominiert selbstredend auch Offerings: Lost Songs 2000-2004. Spooky und entrückt erklingt „The Citizen“, einnehmenden Dream-Folk-Pop bieten uns Gravenhurst mit „Entertainment“, voller Zärtlichkeit singt Talbot die Demoversion von „The Diver“ und „Who Put Bella In The Wych Elm?“ geht in mysteriösen Soundgeflechten auf. Tiefgründig, melancholisch, romantisch und von überwältigender Anmut strotzt „Gas Mask Days“, schmerzhafte Schönheit. Sanften Folk-Pop finden wir in „Romance“ wieder, während das Gitarren-Instrumental „For Erin“ als entzückendes Zwischenspiel durchgeht und „Abilene“ vergleichsweise kratzbürstig ins Psychedelische abdriftet. „Offerings“ wiederum völlig entrückt und verträumt, das abschließende „Return To Stapleton Road“ jederzeit anrührend und herzergreifend. Ein Muss für alle Indie-Folk-Fans.

„Flashlight Seasons / Black Hole in The Sand / Offerings: Lost Songs 2000-2004 ist am 28.11.2014 bei Warp Records / Rough Trade erschienen.

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