Grace Cummings: Storm Queen – Albumreview

Mit ihrem Zweitwerk „Storm Queen“ entführt uns die australische Songwriterin Grace Cummings auf eine emotionale Achterbahnfahrt

Schauspielerin, Songwriterin, Produzentin sowie Stimmwunder: Die Australierin Grace Cummings überzeugte Eingeweihte bereits mit ihrem selbstproduzierten Debüt „Refuge Cove“ 2019. Nun folgt der Nachschlag „Storm Queen“ auch in physischer Form, digital ist ihr Zweitling bereits seit wenigen Wochen verfügbar und hinterließ bei den Kolleg*innen der schreibenden Zunft bereits offene Ohren wie Münder. „Es ist eine Gnade, dieser Frau zuzuhören“ stellt die Märkische Allgemeine klar, „Amazing Grace“ frohlockt der Musik Express und für den Rolling Stone ist Cummings selber die „Sturmkönigin“.

Grace Cummings benutzt religiöse Symbole

Grace Cummings Storm Queen Cover ATO Records

Viel Beifall, höchst verdient – schafft Cummings es doch noch mehr als bei ihrem bereits hochklassigen Debüt, dem Traditionsgenre Folk Töne abzutrotzen, die man in dieser Form bisher noch nicht gehört hat. Neben den eigensinnigen Arrangements sowie ihren bildgewaltigen Texten, in denen es immer wieder um Unabhängigkeit, Distanz oder Nähe sowie Weite im räumlichen wie auch spirituellen Sinne geht, fasziniert Cummings mit ihrem Timbre und ihrer Range, die sie in ungewohnten Sphären erschallen lässt. Von glockenklar bis raukehlig illustriert sie ihre Bilder, konterkariert die beschriebene Stimmung zum Teil damit sogar und schafft so Raum für eine Vielzahl von Deutungsmöglichkeiten. Dabei benutzt sie religiöse Symbole, versteht Gott jedoch nicht zwangsläufig im herkömmlichen Sinn: “To me talking about God or Mother Mary is a way of labeling something beautiful that I don’t understand, something that’s not quite a part of the world we live in”, wird sie im Presse-Blatt zitiert.

Spartanische Sound-Erweiterung

Musikalisch erweitert Cummings ihre vom Vorgänger bekannte Gitarrenbasis mit meist spartanisch, aber effektiv eingesetzten Additionen von Instrumenten wie Klavier, Slidegitarre, Banjo, Fiddle und Baritonsaxophon – letzteres exzessiv im Titelstück, in dem Townes Van Zandt beschworen wird. Großes Drama mit ein wenig Wahnsinn; Southern-Gothic vom Allerfeinsten mit dem australischen Blick auf amerikanische Musiktraditionen, wie man ihn nicht zuletzt von Nick Cave oder Tex Perkins schätzt. „Up In Flames“ illustriert den Blick auf die versengende Schönheit von Notre Dame mit perlenden Gitarrenakkorden, Cummings Stimme zieht dabei alle Register zwischen Flehen, Beschwören oder Verzweifeln.

Kein Song verzichtbar

Immer wieder stößt sie vor ins Weite, einem wie immer gearteten Himmel entgegen um aus der Vogelperspektive heraus ihre Wahrnehmung zu überprüfen oder ihr zu entfliehen. Dabei lullt sie uns zuweilen bittersüß ein wie in „Freak“ vor Klavier und Herzschmerz-Fiedel oder erhöht die Dramatik wie in „This Day In May“. Das Theremin beim Album-Closer „Fly A Kite“ versetzt einen schließlich endgültig in metaphysische Zustände. Von den elf Stücken auf „Storm Queen“ ist keines verzichtbar, alle zusammen ergeben eine emotionale Achterbahnfahrt, der man gebannt lauscht und mit jeder Faser spürt. Fühle mich verzaubert.

„Storm Queen“ von Grace Cummings erscheint am 18.02.2022 ATO Records / PIAS. (Beitragsbild von Gil Gilmour)

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