Grace Cummings: Ramona – Albumreview

Grace Cummings Common Man credit Tajette O'Halloran

Auf ihrem dritten Album „Ramona“ betört Grace Cummings mit ihrer großartigen Stimme und den großen Arrangements

von Gérard Otremba

Und da ist diese unfassbare Stimme. Die Stimme von Grace Cummings, die meinen Kollegen Michael Thieme vor zwei Jahren „verzauberte“. 2022 erschien mit „Storm Queen“ das zweite Album der auch als Schauspielerin ausgebildeten australischen Songwriterin und Produzentin. Damals immer noch im spartanisch instrumentierten Folkgenre unterwegs, überzeugte Grace Cummings mit ihren unkonventionellen Arrangements und eben jener überwältigenden, alle denkbaren Facetten und  beherrschenden Stimme. Mit ihrer eindrucksvollen vokalen Akrobatik zwischen Lieblichkeit und rauem Charme verzaubert Cummings auch auf der dritten Platte „Ramona“.

Grace Cummings auf den Spuren von Weyes Blood

Grace Cummings Ramona Cover ATO Records

Im Interview mit Sounds & Books gab die Musikerin zu Protokoll, „immer schon mal etwas wirklich Großes, Großartiges, Theatralisches und Dramatisches machen“ zu wollen. Diese Gelegenheit bot sich ihr in der Zusammenarbeit mit Jonathan Wilson, der „Ramona“ produziert hat und neben anderen Kollegen wie Mary Lattimore an der Harfe und Multi-Instrumentalist und Streicherarrangeur Drew Erickson an diversen Instrumenten zu hören ist. Bereits der von uns zum Song des Tages deklarierte erste Vorbote „On And On“ zeigte die neue Richtung im Sound von Grace Cummings. Songwriter-Pop wie man ihn von Sharon Van Etten, Angel Olsen oder Natalie Mehring, aka Weyes Blood, kannte, heißt das neue Fach. Zu der überwältigenden Stimme kam jetzt also auch noch der überwältigende, aber nie zu opulente, oder gar schwülstige neue Sound hinzu. Und ja, „Ramona“ ist das von ihr gewollte, „große“ Album geworden.

Ein Album für die Bestenlisten

Bewegende wie erhabene Streicher gleich im majestätischen, mit viel Soul vorgetragenen Opener „Something Goin‘ Round“, das getragene, bläserverstärkte „On And On“ folgt, bevor „I’m Getting Married To The War“ Pop und Blues vereint und am Ende die theatralische Note Überhand gewinnt. Schon nach den ersten drei Liedern ist man ergriffen, nach den Pianoballaden „Love And The Canyon“ und „Work Today (And Tomorrow“) – Letzteres von cineastischen Streichern umgarnt – noch viel mehr. Auf dem Weg zur Selbsterkenntnis schlüpft Cummings in verschiedene Rollen und beschenkt uns mit markerschütternd schönen Songs. „Common Man“, der Titelsong und „A Precious Thing“ sind weitere Anspieltipps dieses überragenden Albums. Songwriter-Pop, Soul, Blues, Cosmic-Folk: Diese Frau kann alles. „Ramona“ entpuppt sich als ein ganz heißer Kandidat für die vorderen Platzierungen der Albenbestenlisten des Jahres 2024. Groß, größer, Grace Cummings. Spätestens jetzt sollten alle verzaubert sein.

„Ramona“ von Grace Cummings erscheint am 05.04.2024 bei ATO Records / PIAS. (Beitragsbild vonTajette O’Halloran)

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