Glen Hansard: Between Two Shores – Album Review

Glen Hansard Rolling Stone Weekender 2017 by Gérard Otremba

Tröstender Soul-Folk des irischen Songwriters

Glen Hansard, der einstige Dubliner Straßenmusiker, genießt mit seiner ehemaligen Band The Frames sowie als Schauspieler im Film  The Commitments Kultstatus bereits seit den 90er-Jahren. Für den berührenden Song „Falling Slowly“ aus dem zauberhaften Streifen Once gab es Ende der Nuller-Jahre für ihn und Partnerin Markéta Irglová zudem noch den Oscar. Als The Swell Season fanden die beiden für zwei Alben als Band zusammen, bevor Hansard 2012 mit Rhythm And Repose sein erstes Solo-Album veröffentlichte, dem 2015 Didn’t He Ramble folgte. Zuletzt begeisterte der 47-Jährige mit seiner Band das Publikum beim Rolling Stone-Weekender. Dort konnte man sich einen Eindruck verschaffen, wie in etwa das neue Album ausfallen würde.

Mit seiner Tourband und einigen Gästen spielte Glen Hansard Between Two Shores ein, wo neben bekannten Hansard-Folk-Insignien nun der Soul im Mittelpunkt steht. Mit Bläsersätzen und Hammondorgel wird der Hansard-Sound opulenter, der Einfluss des großen Meisters Van Morrison ist so deutlich wie nie zuvor. Eine edle Ballade wie „Why Woman“ scheint wie direkt aus Morrisons Feder geflossen zu sein, getragene Bläser und ein sanftes Orgelspiel sowie Hansards wärmende Stimme verwandeln den Song in ein wehmütiges Kleinod mit großer Wirkung. Fast noch schöner gerät das wehmütig-sehnsüchtige, ja unfassbar traurige „Setting Forth“. Das ist großes Songwriting in schmerzlich-romantischer Soul-Balladen-Form. Auch das anschließende, gravitätische „Lucky Man“ klingt wie eine Reminiszenz an den nordirischen Kollegen.

Ebenfalls balladesk, doch mit Verve schmettert Glen Hansard das ergreifende „You’re Heart’s Not In It“. Im gezügelt vorwärtspreschenden Opener „Roll On Slow“ ist der frühe Bruce Springsteen nicht weit entfernt, bzw. dessen rechte Hand Little Steven, der mit Soulfire letztes Jahr ähnliche Soul-Rock-Pfade betrat. Das wütende und überbordende „Wheels On Fire“, in dem  Hansard seine Giftpfeile gen Donald Trump schießt (das gehört heute einfach zum guten Ton eines Songwriters) erinnert ebenfalls an Springsteen/Little Steven.

Das mit einer einsamen Trompete verzierte, waidwunde „Wreckless Heart“, das bluesige „Movin‘ On“ und das verträumt-melancholische „One Of Us Must Lose“ komplettieren Hansards dritten Longplayer. Im abschließenden Albumtrack erinnert uns Glen Hansard daran, dass die Zeit alle Wunden heilt („Time Will Be The Healer“) und wir lassen uns so lange mit seinen zehn neuen Songs gerne trösten. Between Two Shores ist ein makellos produziertes, erfreulich analog klingendes Album mit den bisher schönsten und besten Glen Hansard-Songs.

„Between Two Shores“ von Glen Hansard erscheint am 19.01.2018 bei Anti- / Indigo (Beitragsbild: Glen Hansard by Gérard Otremba).

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Kommentare

  • <cite class="fn">Frank Tofern</cite>

    ehrlich: ich freue mich wirklich über die jeweiligen Informationen. Gleichwohl klingen sie manchmal wie begeistert abgeschrieben. Er begeisterte beim Rollings Stone Weekender???? Das fand ungefähr die Hälfte der Anwesenden nicht…… and so on.
    Aber nix für ungut – ist nicht einfach jeden Tag Besprechungen zu schreiben.

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