Gizmo Varillas erinnert an einen entspannten kleinen Bruder von Manu Chao. Aber während Manu gegen das System kämpft, lässt es Gizmo ruhiger angehen. Er entspannt sich gefühlt lieber bei Cocktails am Pool mit Shakira und Bob Marley und lässt sich dabei von den sanften Latin-Grooves treiben.
von Mia Lada-Klein
Gizmo Varillas ist zurück – und er hat die Farbpalette seines Sounds noch einmal erweitert. Nach „El Dorado“ (2016), „Dreaming Of Better Days“ (2018) und „Out Of The Darkness“ (2020) erscheint nun sein viertes Studioalbum „The World in Colour“. Und ja, der Name ist Programm: Warme Latin-Rhythmen, sanfte Indie-Vibes und poppige Eingängigkeit mischen sich zu einer sonnendurchfluteten musikalischen Reise.
Gizmo Varillas bringt den Sommer
„Follow The Sun“ eröffnet das Album mit einem smoothen Groove, irgendwo zwischen Blues, Rock und tropischer Entspannung. Die Trompete bläst den Auftakt, die Gitarre legt sich entspannt dazu – das klingt nach Sommer, aber ohne aufdringlichen Sonnenschirmzwang. Eine Parallele zu Manu Chao ist da, doch Gizmo Varillas klingt zarter und vor allem pop-affiner.
Gizmo Varillas und seine Verwandtschaft
Dann folgt „Crossroads“, das mit seinen schwärmerischen Indie-Vibes fast schon im Soundtrack eines unverschämt gut gelaunten Roadtrips laufen könnte. „Ojos Nuevos“ bringt schließlich den Latin-Folk-Vibe mit maximalem Ohrwurmpotenzial. Die Manu-Chao-Assoziationen? Immer noch präsent, aber Gizmo Varillas ist sanfter, verträumter – eher der Sonnenuntergang am Strand als die Protesthymne auf der Straße. Fun Fact: In manchen Momenten erinnert das Stück fast an eine entschleunigte, introspektive Version von Shakiras „Objection (Tango)“.
„Where Is The Love“ klingt dann nach Karibik-Flair, allerdings ohne diesen Postkartenkitsch. Also weniger Disney-Prinzessin am Meeresgrund, mehr ein moderner Inseltraum – die Sonne im Gesicht, die Füße im warmen Sand, ein Cocktail in der Hand und dazu Musik aus der Box, die sanft mit der Meeresbrise verschmilzt. Ein Hauch von Reggae-Vibes schwingt mit, gerade genug, um Erinnerungen an Bob Marley wachzurufen, ohne dabei aber zu sehr in Klischees zu versinken.
Ein Hauch Tarantino
Mit „Desde el Otro Lado“ kommt dann die Manu-Chao-Verwandtschaft besonders durch. Oder vielleicht auch nicht – eher die Assoziation. Aber hey, wer beschwert sich, wenn das Resultat so entspannt daherkommt? „End Of The Line“ bringt mit Klavier und weiblichem Background-Gesang noch zum Ende hin eine zusätzliche Note ins Spiel, bevor „Hijo del Mar“ als epischer Closer auftrumpft. Ein Hauch von Western, ein Schuss sanfter Noise Rock – man könnte fast meinen, Gizmo Varillas hätte sich für „Hijo del Mar“ von den staubigen, endlosen Weiten eines bekannten Tarantino-Westerns inspirieren lassen. Es ist, als würde Django höchstpersönlich durch eine sonnenverbrannte Landschaft reiten, den Blick nach vorne gerichtet, während der Staub hinter ihm langsam zu Boden fällt. Tarantino hätte für diesen Song sicher schon ein Plätzchen auf seiner nächsten Soundtrack-Liste reserviert.
Mitten ins Sommergfühl
Am Ende bleibt festzuhalten: „The World In Colour“ erfindet das Rad nicht neu, aber es rollt verdammt gut. Nicht jeder Track zündet sofort, aber wenn einer trifft, dann mitten ins Sommergefühl. Ein Album für den Alltag, für Spaziergänge, für Tagträume – weniger für den Moshpit oder eskalierende Nächte in verrauchten Kellern. Wer Manu Chao mag, sich für lateinamerikanische Rhythmen, Folk-Elemente und poppige Leichtigkeit begeistern kann, findet hier definitiv seinen Soundtrack für die nächste Hängematten-Session.
Gizmo Varillas veröffentlicht „The World In Colour“ am 21. März 2025 via Big Lake Music. (Beitragsbild Sebastian Madej)