Girl Ray: Earl Grey – Album Review

 

Indie-Pop-Melancholie, die Spaß macht

Die drei jungen Damen von Girl Ray sind noch keine 20 Jahre alt, geben sich aber auf „Earl Grey“ betont lässig. Kein jugendliches Aufbegehren, keine politischen Botschaften und kein unnötiger Lärm sind auf dem Debütalbum des Londoner Trios zu entdecken. Sängerin und Gitarristin Poppy Hankin, Bassistin Sophie Moss und Schlagzeugerin Iris McConnell bevorzugen einen legeren Lo-Fi-Indie-Pop, der zwischen Melancholie und Sehnsucht schwankt, und in den besten Momenten beides bedient, wie im grandiosen und verträumten Indie-Folk-Rock von „Preacher“.

Girl Ray vermischen gekonnt 80er-Indie-Pop mit 70er-Folk und Sixties-Harmonien, eine Verbindung, die im unbeschwerten und überaus charmanten Opener „Just Like That“ konzise auf den Punkt gebracht wird und im anschließenden „Monday Tuesday“ zum Träumen einlädt. Wunderhübsch auch die so tröstende und wärmende, bitter-süße Melodie bei „Stupid Things“. Hankin, Moss und McConnell trauen sich aber auch was. Das dreizehnminütige „Earl Grey (Stuck In A Groove)“ ist ein vergleichsweise experimentelles Stück, ohne auf die bewährten Ingredienzien verzichten zu müssen. Der Song schaukelt sich schleppend hoch und verfällt einem Keyboard-Bläser-Wah-Wah-Gitarren-Psychedelic-Wahn, versinkt kurzfristig im kosmischen Chaos, nur um am Ende wieder in gleichmütigen, fast sakralen „Ah-Ah-Ah“-Chören zu münden. Das hat Chuzpe und ist außerdem noch gut gemacht.

Wie so vieles auf Earl Gray. Wie beispielsweise der zweiminütige Instrumentalausläufer von „Stupid Things (Reprise)“, eine Art moderne Variante von Fleetwood Macs „Albatross“, total entspannt und total entspannend. Als spätes Album-Highlight entpuppt sich auch „Where Am I Now“, das sich leichtfüßig auf dem Sixties-Psychedelic-Pop-Parkett bewegt und dem zeitlosen Pop schon sehr nahe kommt. „Ghosty“, die perfekte Schnittstelle zwischen The Go-Betweens und Warpaint, ist ebenfalls ein Höhepunkt dieser Platte. Girl Ray spielen erst seit zwei Jahren zusammen, machen jedoch bereits sehr viel richtig und trotz der ganzen Melancholie verbreiten sie sehr viel Spaß.

„Earl Grey“ von Girl Ray erscheint am 04.08.2017 bei Moshi Moshi Records / Rough Trade.

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