Girl In Red: If I Could Make It Go Quiet

Girl In Red credits Jonathan Kise

Ein Sammelsurium durchgehend großartiger Hits: Das Debütalbum der norwegischen Indie-Sensation Girl In Red

Von Girl In Red werdet Ihr alle noch hören, wenn nicht jetzt hier bei Sounds & Books, dann an anderer Stelle. Spätestens wenn Ihr Eure Kinder fragt sollte das passieren, sofern diese bereits aus der Kita raus sind. 21 Singles hat die 1999 als Marie Ulven Ringheim in Norwegen Geborene seit 2017 als Girl In Red veröffentlicht, zwei EPs – darunter auch das von uns als Song des Tages vorgestellte „I’ll Die Anyway“. Nun folgt am Freitag das Debüt-Album mit zwölf neuen Stücken, einige bereits als Single vorveröffentlicht.

Eines davon, „You Stupid Bitch“, schreckt Ältere bei der Wortwahl erst mal ab, beschreibt jedoch lediglich den Groll auf eine geliebte Person, die sich ständig in toxische Beziehungen stürzt, obwohl die Traumpartner:In direkt vor einem sitzt und nur bei Kummer zum Ausheulen kontaktiert wird. Wer kennt es nicht, frage ich. Dass solch Ärger, würde er von männlich gelesenen Menschen formuliert, postwendend diverse Ermahnungen bis Verwünschungen zur Folge hätte, die einen korrekterweise daran erinnern, dass man kein Recht auf die gewünschte Art der Zuwendung einer anderen Person hat, sei diesbezüglich nur als Fußnote erwähnt.

Das Phänomen Bedroom-Pop

Girl In Red If I Could Make It Go Quiet Cover World In Red

Der Musik Express bezeichnet Girl In Red als „so ziemlich das Krasseste, was der Musikindustrie in den letzten Jahren passiert ist“ und begründet dies u.a. mit ihren 1,9 Millionen Followern auf Instagram. Debütalbum also hin oder her, Girl In Red ist keine Newcomerin. Die Themen der 22jährigen sind (queere) Liebe, Hormonpillen, Selbstzweifel etc. – authentisches Zeug eben, genauso wenig auf Akzeptanz gebügelt wie die im eigenen Homestudio produzierten Songs, die von vorne bis hinten eben auch extrem großer Pop sind und damit ebenso alte Säcke wie z.B. mich abholt. Spätestens seit Billie Eilish weiß jede(r), dass man sich nicht mehr dem Diktat großer, aussterbender Vermarktungsspezialisten wie etwa Plattenfirmen aussetzen muss – das Phänomen „Bedroom-Pop“ gebiert ständig neue Talente, die mit ihren Möglichkeiten machen was sie wollen, den Kram bei Soundcloud hoch laden und dann mal sehen, was passiert.

Girl In Red möchte Taylor Swift sein

Und dann kann eben so etwas wie „If I Could Make It Go Quiet“ dabei entstehen: ein Sammelsurium durchgehend großartiger Hits zwischen schrammelgitarrenlastigem Indie-Pop, selbstbewussten Trapversuchen, melancholischen Pianospielereien sowie pumpendem Dancefloorfutter. Dass es Girl In Red darüber hinaus bereits geschafft hat, als queere Ikone wahrgenommen zu werden und damit ein positives Rollenmodell für Heranwachsende abgibt, verdient Anerkennung selbst von Menschen, die mit ihrer Musik weniger anfangen können. Gelernt hat sie dabei auch von einer der Besten: Im Missy Magazine gesteht Girl In Red: „Ich glaube, ich möchte Taylor Swift sein.“ In gewisser Weise ist sie das bereits.

„If I Could Make It Go Quiet“ von Girl In Red erscheint am 30.04.2021 bei World In Red. (Beitragsbild von Jonathan Kise)

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